Favoritensiege und -probleme zum Start ins große Sportfest
Eine halbe Million Fans feiert in Japan sechs Wochen lang den Sport mit dem Rotationsellipsoid.
Sie ist nach Fußball-WM und Olympischen Spielen der größte Sportanlass der Welt, und doch steht die RugbyWM zumindest hierzulande ein wenig im Abseits. Und das völlig zu Unrecht: Bis zum Finale am 2. November werden 48 Spiele mit dem Spielgerät namens Rotationsellipsoid absolviert. Und es gibt seit Jahren einen funktionierenden Videoschiedsrichter – die Fans im Stadion und daheim können die Diskussionen zwischen dem Referee auf dem Platz und seinen Kollegen vor dem Bildschirm mitverfolgen.
Klarheit herrscht auch beim Regelwerk, das von Jahr zu Jahr wächst und den Schutz der Spieler bei dieser extremen Geschicklichkeitsund Kraftausdauersportart in den Vordergrund stellt; so ist bei Verdacht auf Kopfverletzungen ein eigenes Procedere vorgeschrieben, und erst wenn dieses durch den Teamarzt und einen neutralen Mediziner abgearbeitet ist (was bis zu 15 Minuten dauern kann), darf der Spieler wieder aufs Feld – oder auch nicht. In der Zwischenzeit wird er von einem Ersatzmann vertreten.
In aller Höflichkeit
Fairness ist oberstes Gebot, und was die Spieler auf dem Rasen vorleben, übernehmen die erwarteten 500.000 Fans aus den 20 teilnehmenden Ländern – und vielen weiteren, auch aus Österreich haben sich bereits einige Enthusiasten nach Japan aufgemacht. Allen voran aber feiern natürlich die für ihre Höflichkeit beinahe berüchtigten Gastgeber, die sich mit einem 30:10 über Russland einstellten bei der ersten Rugby-WM in Asien.
Die (Co-)Favoriten kamen gut ins Turnier, Frankreich setzte sich nach guter erster Hälfte und nervöser zweiter aber erst in der Schlussphase noch dank eines Dropgoals 23:21 gegen Argentinien durch.
Auch Australien hatte gegen Fidschi zunächst seine liebe Not (Endstand 39:21), Südafrika forderte die All Blacks und hatte Pech, dass ein Penalty an die Stange ging und es nach der vergebenen Chance aufs 6:0 am Ende 23:13 für Titelverteidiger Neuseeland hieß.
Die erste große Enttäuschung lieferten am Sonntag die Schotten, die dem Weltranglistenersten aus Irland nichts entgegenzusetzen hatten und eine 3:27-Pleite einstecken mussten. England bestätigte seine Form mit einem deutlichen 35:3-Erfolg über Tonga. Das Team aus der Südsee hat zumindest mit einem Herrn für Aufsehen gesorgt: Ben Tameifuna, 28, stürmt in Tongas erster Reihe, ist 1,88 Meter groß (was für Rugby-Forwards nicht übertrieben ist, es sind auch einige Herren mit mehr als zwei Metern dabei). Doch seine offiziell 151 Kilo Kampfgewicht verdeutlichen, dass jeder Spielertyp seinen Platz in einem Rugbyteam finden kann. Inoffiziell soll sich Tameifuna derzeit sogar bei 155 Kilo bewegen...
Am Montag geht es um 12.15 Uhr weiter mit Wales – Georgien (live www.ran.de), spannend wird es dann für die Engländer am Donnerstag, wenn sich ihnen die USA in den Weg stellen – das sollte doch aussagekräftiger sein als die Parte gegen Tonga.