Kurier

Illegale Urlauber im Sozialbau

Erste Mieter, die ihre Wohnung an Urlauber weitergege­ben haben, werden nun gekündigt

- VON ANNA-MARIA BAUER UND JOSEF GEBHARD

Airbnb und Co. Wiener Wohnen und Genossensc­haften kündigen erste Mieter, die widerrecht­lich untervermi­etet haben.

Ein Gesiba-Mieter in Wien wird dieser Tage unerfreuli­che Post erhalten. Konkret: Die gerichtlic­he Kündigung seiner gemeinnütz­igen Wohnung. Er hatte diese illegal über die Onlineplat­tform Airbnb vermietet. Insgesamt drei solcher Briefe hat Wiens größter gemeinnütz­iger Wohnbauträ­ger in der jüngsten Zeit zugestellt. Auch Wiener Wohnen hat Mitte des Monats ein weiteres Kündigungs­schreiben verschickt.

Wer im Gemeindeba­u oder in einem geförderte­n Wohnbau lebt, darf seine Wohnung nicht untervermi­eten. Das war schon lange vor dem Aufkommen von Privatzimm­ervermittl­ungsplattf­ormen wie Airbnb, Booking und Co verboten. Abhalten lassen sich einige Mieterinne­n und Mieter dennoch nicht. Vielleicht fühlen sie sich durch die (scheinbare) Anonymität der Online-Plattforme­n dazu verleitet. Allzu sehr sollten sie sich aber nicht in Sicherheit wiegen.

„Wir kontrollie­ren das streng“, sagt Ewald Kirschner, Generaldir­ektor der Gesiba. Und auch von Wiener Wohnen heißt es: Pro Jahr komme es zu 15 bis 20 Gerichtsve­rfahren wegen der widerrecht­lichen Weiterverg­abe von Gemeindewo­hnungen. Insgesamt gibt es in Wien 220.000 davon.

Doch wird ausreichen­d kontrollie­rt?

ÖVP ortet Missbrauch

Die Wiener ÖVP hat passenderw­eise im Endspurt des Wahlkampfs drei Ferienwohn­ungen aus Gemeindeba­uten auf der Buchungspl­attform booking.com aufgespürt und wirft der rot-grünen Stadt nun Missbrauch von Steuergeld­ern vor: „Eine Gemeindewo­hnung ist eine steuerfina­nzierte Sozialleis­tung“, sagt Parteichef Gernot Blümel. „Hier geht es nicht um ein Kavaliersd­elikt, sondern um ein skandalöse­s Wegschauen von Rot-Grün und Wiener Wohnen.“

Einen Vorwurf, den man im Büro von Wohnbausta­dtrat Kathrin Gaal (SPÖ) nicht stehen lassen will. Der Fall aus dem Goethehof sei nicht neu, sondern bereits Gegenstand einer Gerichtsve­rhandlung, sagt ein Sprecher. Die Kündigung sei dem Mieter bereits Mitte des Monats zugestellt worden. Die Hernalser Wohnung befinde sich gar nicht in besagtem Gemeindeba­u. Jene in der Troststraß­e sei nicht mehr via Booking zu mieten, in diesem Fall laufe aber eine Beweiserhe­bung.

Nachbarn geben Hinweise

Diese gestaltet sich oft nicht leicht. Man ist auf Tipps der Nachbarsch­aft angewiesen. „Wiener Wohnen ist für jeden Hinweis dankbar.“

Warum ist das so? Immerhin müssen Vermittlun­gsplattfor­men seit 2017 die Daten der Vermieter melden. Damit kontrollie­rt werden kann, ob diese Ortstaxe korrekt abgeführt wird. Elf Plattforme­n, darunter Booking, halten sich daran. Somit müsste zumindest hier rasch geklärt sein, ob sich ein angebotene­s Ferien-Apartment in einem städtische­n Gemeindeba­u befindet.

Der Teufel steckt wie so oft in der Bürokratie: Die zuständige MA6 (Rechnungsu­nd Abgabenwes­en) darf die Daten nicht an Wiener Wohnen weiterleit­en. Das sei aus Datenschut­z-Gründen nicht möglich. Man arbeite an einer Lösung, heißt es aus Gaals Büro.

Einstweile­n hilft man sich mit anderen Methoden: So sind agierende Ermittler unterwegs, die sich als potenziell­e Mieter ausgeben.

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Wien wird bei Touristen immer beliebter. Manche Mieter sozialer Wohnungen wollen vom Kuchen mitnaschen und bieten ihr Heim an

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