Geständnis des Ex-Leibwächters: Strache ortet „Unterstellungen“
Spesenskandal. Ex-Vizekanzler kontert im KURIER-Gespräch die Vorwürfe
Am Mittwochnachmittag öffneten sich die Gefängnistüren des Wiener Landesgerichts für Heinz-Christian Straches Ex-Leibwächter Oliver R. Es bestanden keine Gründe für eine Untersuchungshaft wie etwa Fluchtoder Verdunkelungsgefahr. Denn der 49-Jährige habe umfassend ausgesagt, und war „sehr kooperativ“, wie es aus gut informierten Kreisen hieß. Zugleich soll es auch zahlreiche Belege für seine Aussagen über Straches außergewöhnliche Spesenflut geben. Angeblich wird der ExVizekanzler schwer belastet.
Wie berichtet, stehen der Ex-Bodyguard und Strache im Verdacht der Untreue. Es geht darum, dass dubiose Rechnungen „in einer Höhe von mehreren Zehntausend Euro“bei der FPÖ Wien eingereicht wurden, wie der KURIER erfuhr. Die Strafdrohung beträgt bis zu drei Jahre Haft.
Ein „Freund“mit Doppelleben
Wegen einer angeblichen Erpressung, wie manche Medien spekulieren, wird laut KURIER-Informationen nicht ermittelt. Auch Parteiinsider halten so etwas für wenig glaubwürdig: „Strache und R. waren die besten Freunde.“Der 49-Jährige war bis zum Ende der türkis-blauen Regierung stets an seiner Seite. Von einem Zerwürfnis will niemand etwas mitbekommen haben.
Doch so ganz dürfte das nicht stimmen. Aus Straches Umfeld wird gestreut, dass Oliver R. selbst von fingierten Rechnungen profitiert haben könnte. Solche Vorwürfe sollen schon früher aufgetaucht sein, allerdings nicht zu beweisen gewesen sein, räumt Straches Umfeld gleichzeitig ein.
Wiens FP-Chef Dominik Nepp versicherte am Mittwoch, dass alle Spesen „durch einen Präsidiumsbeschluss“genehmigt wurden. Davon wollen hingegen nicht alle im (größeren) Wiener Landesparteivorstand gewusst haben.
Strache selbst sagt jetzt, angesprochen auf eine Lebensbeichte von Oliver R. im Verhör, zum KURIER bloß: „Ich traue ihm alles an Unterstellungen und Konstruktionen zu, da er jahrelang ein Doppelleben geführt hat.“Fest steht, dass die Ermittlungen weitergehen und mehrere Personen aus Straches (Ex-)Partei-Team bereits einvernommen wurden oder noch befragt werden.
Offene Rechnungen
Oliver R. wurde jedenfalls nach seiner Festnahme am Montag von der Wiener Polizei umgehend dienstfrei gestellt. Auch aus der FPÖ wurde der Ottakringer Bezirksrat ausgeschlossen. Der steirische FPÖ-Landtagspräsident (und frühere FPÖRechnungsprüfer) Gerhard Kurzmann sagte der Kleinen Zeitung, dass die FPÖ „zum Teil ein Selbstbedienungsladen gewesen sei“. Auch bei Strache habe es immer wieder Gerüchte gegeben. In seiner Zeit seien diese allerdings „nie Thema einer offiziellen Sitzung“gewesen.
Und was passiert nun mit Strache? Eine Festnahme, wie manche befürchten, wird es wohl nicht geben.
Einerseits handelt es sich erst ab einem mutmaßlichen Schaden von 300.000 Euro um ein Kapitalverbrechen, andererseits sind auch keine Haftgründe wie zum Beispiel Fluchtgefahr anzunehmen. Nach den Befragungen seiner Ex-Mitarbeiter wird Strache wohl zum Verhör vorgeladen werden. Straches Anwalt Johann Pauer: „Mein Mandant wird nach erfolgter Akteneinsicht gegenüber der Staatsanwaltschaft zu allen Vorwürfen Stellung beziehen und diese entkräften.“