Kurier

Die violette Bankrotter­klärung

Cup-Blamage. Eine B-Elf von WSG Tirol führte die Austria mit 5:2 vor

- CHRISTOPH GEILER

Anthony Yeboah hatte einen guten Riecher. Aber das war ja schon immer sein Markenzeic­hen gewesen. In seiner Zeit als Torjäger von Eintracht Frankfurt, Leeds United oder dem Hamburger SV. Auch diesmal lag Yeboah sen. goldrichti­g. Da machte der 53-Jährige einmal einen Abstecher nach Wattens und dann bekam er prompt ein Tor seines Sohnes Kelvin zu sehen. Und was für eines obendrein. So souverän und elegant wie der 19-jährige Stürmer von Wattens den Flankenbal­l halbvolley in die Maschen jagte, nicht wenige ältere Fans im Gernot LangesStad­ion fühlten sich bei dieSchlech­teren sem 1:0-Führungstr­effer an Anthony Yeboah erinnert.

Zehn Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gerade einmal gespielt und die Wiener Austria konnte sich über diesen Zwischenst­and glücklich schätzen. Eigentlich hätte dieses Cup-Duell da bereits zu Gunsten der Wattener entschiede­n sein können.

„Viel zu wenig“

Am Ende war die Austria mit diesem 2:5 sogar noch gut bedient. Nach einer, man muss es in dieser Schärfe formuliere­n, Bankrotter­klärung. Wer gedacht hätte, dass sich die Wiener nach dem 2:0-Erfolg gegen Altach auf dem aufsteigen­den Ast befinden würden, der wurde in Wattens eines belehrt. „Das war in allen Belangen viel zu wenig, wir hätten noch höher verlieren können“, gab Austria-Trainer Christian Ilzer zu. „Wir kriegen viel zu billig Tore“, klagte Routinier Florian Klein.

Tatsächlic­h trat die Austria dilettanti­sch und desolat auf, und das gegen eine Mannschaft von WSG Tirol, bei der Trainer Silberberg­er auf etliche Leistungst­räger wie Abwehrchef Cabrera, Mittelfeld­stratege Mader oder Goalgetter Dedic sogar verzichtet hatte. „Das ist keine Übermannsc­haft, gegen die wir da verloren haben“, sagte Sportvorst­and Peter Stöger. „Das hat auch mit Mentalität zu tun.“

Denn auch die Wattener B-Elf hatte gegen diese Austria ein leichtes Spiel. Selbst der rasche Ausgleich durch Monschein (13.) brachte dem Favoriten keine Sicherheit und Souveränit­ät. Immer wieder leistete sich die Defensive unerklärli­che Aussetzer,

die Pranter und noch drei Mal Yeboah nützten. Nach dem 1:5 nahmen die Austria-Fans die Transparen­te vom Zaun und schrien sich den Frust von der Seele: „Wir haben die Schnauze voll.“Trainer Christian Ilzer schien an der Outlinie wie erstarrt. Die 1:3-Niederlage

gegen die Tiroler zum Liga-Auftakt war noch als violetter Betriebsun­fall abgetan worden, das 2:5 im Cup (Monschein erzielte im Finish noch einen Ehrentreff­er) machte deutlich: Austria ist im Moment eine einzige Baustelle.

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Violett der Himmel, schwarz der Abend: Eine völlig desolate Austria ging in Wattens unter

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