Die violette Bankrotterklärung
Cup-Blamage. Eine B-Elf von WSG Tirol führte die Austria mit 5:2 vor
Anthony Yeboah hatte einen guten Riecher. Aber das war ja schon immer sein Markenzeichen gewesen. In seiner Zeit als Torjäger von Eintracht Frankfurt, Leeds United oder dem Hamburger SV. Auch diesmal lag Yeboah sen. goldrichtig. Da machte der 53-Jährige einmal einen Abstecher nach Wattens und dann bekam er prompt ein Tor seines Sohnes Kelvin zu sehen. Und was für eines obendrein. So souverän und elegant wie der 19-jährige Stürmer von Wattens den Flankenball halbvolley in die Maschen jagte, nicht wenige ältere Fans im Gernot LangesStadion fühlten sich bei dieSchlechteren sem 1:0-Führungstreffer an Anthony Yeboah erinnert.
Zehn Minuten waren zu diesem Zeitpunkt gerade einmal gespielt und die Wiener Austria konnte sich über diesen Zwischenstand glücklich schätzen. Eigentlich hätte dieses Cup-Duell da bereits zu Gunsten der Wattener entschieden sein können.
„Viel zu wenig“
Am Ende war die Austria mit diesem 2:5 sogar noch gut bedient. Nach einer, man muss es in dieser Schärfe formulieren, Bankrotterklärung. Wer gedacht hätte, dass sich die Wiener nach dem 2:0-Erfolg gegen Altach auf dem aufsteigenden Ast befinden würden, der wurde in Wattens eines belehrt. „Das war in allen Belangen viel zu wenig, wir hätten noch höher verlieren können“, gab Austria-Trainer Christian Ilzer zu. „Wir kriegen viel zu billig Tore“, klagte Routinier Florian Klein.
Tatsächlich trat die Austria dilettantisch und desolat auf, und das gegen eine Mannschaft von WSG Tirol, bei der Trainer Silberberger auf etliche Leistungsträger wie Abwehrchef Cabrera, Mittelfeldstratege Mader oder Goalgetter Dedic sogar verzichtet hatte. „Das ist keine Übermannschaft, gegen die wir da verloren haben“, sagte Sportvorstand Peter Stöger. „Das hat auch mit Mentalität zu tun.“
Denn auch die Wattener B-Elf hatte gegen diese Austria ein leichtes Spiel. Selbst der rasche Ausgleich durch Monschein (13.) brachte dem Favoriten keine Sicherheit und Souveränität. Immer wieder leistete sich die Defensive unerklärliche Aussetzer,
die Pranter und noch drei Mal Yeboah nützten. Nach dem 1:5 nahmen die Austria-Fans die Transparente vom Zaun und schrien sich den Frust von der Seele: „Wir haben die Schnauze voll.“Trainer Christian Ilzer schien an der Outlinie wie erstarrt. Die 1:3-Niederlage
gegen die Tiroler zum Liga-Auftakt war noch als violetter Betriebsunfall abgetan worden, das 2:5 im Cup (Monschein erzielte im Finish noch einen Ehrentreffer) machte deutlich: Austria ist im Moment eine einzige Baustelle.