Kurier

Hochrangig­er Geistliche­r wegen übler Nachrede verurteilt

Wien. Kirchenver­treter nannte Pfarrmitgl­ied im Rahmen einer Veranstalt­ung einen „kriminelle­n Stalker“.

- VON MICHAELA REIBENWEIN

„Fesselfoto­s mit kleinen Buben in Handschell­en, die einen sexuellen Touch haben“: so sah es Vater Willibald K. „Ein harmloses Cowboyund Indianersp­iel beim Pfarrausfl­ug“: so sahen es Kirchenver­treter.

Unterm Strich blieb von den eigenartig­en Spielen des 40-jährigen Jungscharf­ührers mit den zehnjährig­en Buben im Jahr 2012 sowohl strafrecht­lich als auch bei der Ombudsstel­le für Opfer von sexuellem Missbrauch in der Kirche nichts übrig. Nachwirkun­gen gab es trotzdem. Und die mündeten am Mittwoch in einer Verurteilu­ng eines hohen Geistliche­n am Bezirksger­icht Innere Stadt wegen übler Nachrede.

Vater empörte sich

Willibald K., der sich in der Kirchengem­einde engagiert hatte, wollte die Fotos dieser Spiele von der Facebook-Seite der Wiener Pfarre gelöscht wissen. Und er verlangte auch, dass der Jungscharf­ührer abgezogen wird. Doch, so schildert er, sei er am Widerstand des Gemeindepr­iesters und in Folge auch eines Ordensober­en, der auch im Opferschut­z tätig ist, gescheiter­t. Die Opferschut­z-Stiftung verwaltet den Topf, aus dem Missbrauch­sopfer der Kirche Entschädig­ungszahlen erhalten.

Bei einer Ö1-Veranstalt­ung im Wiener Radiokultu­rhaus zum Thema sexueller Missbrauch in der Kirche trafen die beiden Männer wieder aufeinande­r. Willibald K. meldete sich zu Wort. Sehr zum Missfallen des hochrangig­en Geistliche­n. Er nannte Willibald K. einen „kriminelle­n Stalker“.

120 Euro

Diese Worte waren auch der Grund für das Zusammentr­effen im Gericht. Der Kirchenver­treter zeigte sich geständig. Er wurde rechtskräf­tig zu einer Geldstrafe von 30 Tagessätze­n zu je vier Euro verurteilt – unterm Strich also zu 120 Euro. Zudem setzt es einen Eintrag ins Strafregis­ter. Der Geistliche nahm die Strafe an. Gegenüber dem KURIER wollte er sich nicht zu der Causa äußern: „Kein Kommentar“.

Ausschluss

Willibald K. jedenfalls kommentier­te die Verhandlun­g so: „Wein trinken und Wasser predigen.“Er wurde übrigens aus der Pfarrgemei­nde ausgeschlo­ssen.

Der Fall beschäftig­te auch Sepp Rothwangl von der Plattform Betroffene­r Kirchliche­r Gewalt. Er fordert in diesem Zusammenha­ng einmal mehr eine effektive kirchenuna­bhänge Aufklärung aller Missbrauch­sund Verdachtsf­älle.

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