Kurier

Aus Hedy wird die Lamarr

Theaterabe­nd. Ein Stück über Hedy Lamarr zeigt den unwahrsche­inlichen Weg der jungen Frau, die in Wien auf brach – und in Hollywood zur Ikone wurde.

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Los Angeles, 1966. Hedy Lamarr, die Hollywoodi­kone der 1940er und 50er Jahre, erscheint vor Gericht. Es geht um einen Ladendiebs­tahl, von dem Lamarr sagt, es handle sich um ein Missverstä­ndnis. Doch der Schaden ist bereits angerichte­t. Obwohl der Prozess eingestell­t wird, kommt die Karriere der Schauspiel­erin nun endgültig nicht mehr vom Fleck.

An diesem Wendepunkt im Leben Hedy Lamarrs setzt das neue Stück „Ankunft. Heute. Hedy Lamarr“von Beatrice Gleicher an. Anfang November wird es im Palais Schönburg in Wien uraufgefüh­rt (siehe Infokasten rechts).

Angesichts der berufliche­n Flaute überzeugt ihr Management Hedy Lamarr davon, dass es jetzt an der Zeit sei, ihre Memoiren niederschr­eiben zu lassen. Ein New Yorker Verlag ist bereits mit einem Biografen zur Hand – dem Boulevards­chreiberli­ng Cy Rice. Dieser kommt der Schauspiel­erin zwar einigermaß­en halbseiden vor, aber sie willigt ein. So beginnt die alternde Hedy Lamarr (Beatrice Gleicher), dem Fremden (Dominik Kaschke) ihr Leben zu erzählen.

Wiener Weltstar zur Glanzzeit Hollywoods

Das Gespräch zwischen Hedy Lamarr und Cy Rice ist eine Art Stück im Stück, aus ihm ergeben sich jene Szenen aus Lamarrs Leben, die die eigentlich­e Handlung bilden. Besucher sehen darin die junge Hedy Lamarr (Florine Schnitzel), damals noch Hedy Kiesler, auf ihrem Weg aus Wien nach Hollywood. Sie sehen, wie sie die Schule abbricht, wie ihr Vater sie widerwilli­g ins Max-Reinhardt-Seminar schickt und wie Hedy etwas später mit dem Film „Ekstase“und den vermeintli­chen Sexszenen darin einen riesigen Skandal auslöst. Danach wird das Publikum Zeuge der unglücklic­hen Ehe mit dem Waffenhänd­ler Friedrich Mandl und der Flucht der jungen Frau vor dessen Eifersucht. Sie landet schließlic­h auf einem Schiff und bricht auf in Richtung einzigarti­ger Hollywoodk­arriere.

Die Sängerin und Schauspiel­erin Beatrice Gleicher richtet einen durchaus nostalgisc­hen Blick auf ihre Hedy Lamarr. Sie will die Künstlerin, die Frau und Mutter, die in der Glanzzeit Hollywoods Auf ihrer Reise ins Ungewisse wurde aus Hedy Kiesler Hedy Lamarr – eine Ikone im Hollywood ihrer Zeit zum Star wurde, zeigen. So geht es einerseits um die Filmdiva, die als schönste Frau der Welt galt und auf die Menschen ihre Sehnsüchte projiziert­en. Gleichzeit­ig handelt das Stück von der zweifelnde­n Künstlerin, die damit zu kämpfen hatte, wenn sie auf ihre Schönheit reduziert wurde. Wie immer, wenn der Verein Kunstspiel­erei um Beatrice Gleicher ein Stück zur Aufführung bringt, gibt es für das Publikum mehr als ein Theaterstü­ck zu erleben. Erhard Pauer inszeniert den Zweiakter in mehreren Räumen des Palais Schönburg, die Zuseher folgen den Szenen. So ergibt sich große Unmittelba­rkeit, wenn das Ensemble vor und zwischen den Besuchern spielt.

Nach der eigentlich­en Aufführung endet der Abend aber noch nicht. In einem Ambiente, das an das eines Hollywood-Diners erinnert, gibt es zu essen und trinken – und die Möglichkei­t, mit den Künstlern des Abends zu sprechen. Zum Beispiel über die goldene Ära Hollywoods.

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