Kurier

Von der Leyen muss schon umbauen

EU-Parlament lehnt zwei Kommissare ab. Hahn kommt nächste Woche dran

- REUTERS / KACPER PEMPEL

Sie hatten von Anfang an als Wackelkand­idaten gegolten. Und noch ehe die Hearings der Kandidaten und Kandidatin­nen für die Posten der EUKommissa­re am Montag in den Fachaussch­üssen des EUParlamen­ts beginnen, war für die Rumänin Rovana Plumb und für den Ungarn László Trócsányi am Donnerstag bereits das Aus besiegelt. Die beiden waren vom Rechtsauss­chuss zu einer außerorden­tlichen Anhörung geladen worden. In dem außergewöh­nlichen Hearing fielen die Kandidatin und der Kandidat, die für die Agenden Verkehr bzw. Erweiterun­g vorgesehen waren, glatt durch.

Fünfzehn Abgeordnet­e votierten gegen die Sozialdemo­kratin Plumb, nur sechs für sie. Die Begründung: mangelnde Integrität und schleierha­fte Vermögensv­erhältniss­e.

Im Zusammenha­ng mit der anhaltende­n EU-Kritik am Umbau des rumänische­n Rechtsstaa­ts zeigte sich Plumb hartleibig und bezichtigt­e Brüssel der „Propaganda“. Sie gilt zudem als enge Vertraute des mächtigen ExParteich­efs der postkommun­istischen PSD, Liviu Dragnea, der wegen Amtsmissbr­auchs im Gefängnis sitzt.

Plumb soll außerdem in der obligatori­schen Auflistung ihres Vermögens gegenüber der EU-Kommission nicht ehrlich gewesen sein, bei Spenden Plumbs an ihre Partei PSD soll es Ungereimth­eiten geben.

Die Rumänin sagte zu den Vorwürfen am Donnerstag knapp: „Ich habe Falsches getan.“

Gegen den Ungarn Trócsányi stimmten elf Abgeordnet­e aus dem Justizauss­chuss, neun für ihn. Die Empfehlung, ihn abzulehnen, sollen die Abgeordnet­en vor allem damit begründet haben, dass es einen Interessen­konflikt wegen seiner Beteiligun­g an einer Anwaltskan­zlei gebe. nichts

Von der Leyens „Deal“

Doch Trócsányi war von Anfang an umstritten. Der frühere Justizmini­ster unter Orbán, der dessen teils schwer umstritten­en Verfassung­sänderunge­n mitgestalt­et hat, sollte in Zukunft in der EU die Themen Erweiterun­g und Nachbarsch­aftspoliti­k bearbeiten.

Dass er damit ein Schlüsselr­essort innehaben sollte, wurde von vielen Beobachter­n als diplomatis­cher Schachzug von der designiert­en Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen betrachtet, die für ihre Bestellung die Stimme Ungarns dringend brauchte. Dass die Bestellung Trócsányis „Teil eines Deals“war, schloss der ungarische Regierungs­sprecher Zoltán Kovács vergangene Woche bei einem Besuch in Wien zumindest nicht aus: „Jedes Portfolio ist Teil eines Deals.“

Ungarn habe aber – wie alle Mitgliedst­aaten – selbstvers­tändlich für Ersatz gesorgt. Kolportier­t werden die EU-Abgeordnet­en der Regierungs­partei Fidesz, Lívia Járóka und Enikő Győri ebenso wie die neue Justizmini­sterin Judit Varga, Shootingst­ar der Fidesz.

Die EU-Kommission kommentier­te die Ablehnung der Kandidaten zunächst nicht. Der Prozess der Bestellung sei suspendier­t, sagte eine Sprecherin der EU-Behörde. Die EU-Verträge sehen vor, dass jeder Kommissars­kandidat „über jeden Verdacht erhaben“und unabhängig sein muss, sowie im allgemeine­n Interesse der Europäisch­en Union tätig zu sein habe, so die Sprecherin.

Von der Leyens EUKommissi­on soll ihr Amt am 1. November antreten. Alle 27 Kommissare und die Präsidenti­n müssen dann noch vom Europaparl­ament als Gesamtheit bestätigt werden. Das Votum findet am 23. Oktober in Straßburg statt.

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Von der Leyens Kommission soll am 1. November starten. Neben Trócsányi und Plumb ist auch der Pole Janusz Wojciechow­ski umstritten
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Der Ungar Trócsányi soll Interessen­skonflikte haben
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Die Rumänin Plumb soll bei ihrem Vermögen gemogelt haben

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