Kurier

Die Welt streikt fürs Klima

Megaprotes­te. In 3.186 Städten in 170 Ländern gehen heute Millionen Menschen auf die Straße. Was sie fordern, würde ihr Leben massiv verändern.

- VON BERNHARD GAUL

In 3186 Städten in 170 Ländern findet heute der bisherige Höhepunkt der Friday-forFuture-Bewegung statt. „Wir, Millionen Menschen dieser Erde, streiken, um den Planeten und unsere Zukunft zu retten“, so das Motto der weltumspan­nenden Aktion.

Einsamer Protest

Greta Thunberg, eine heute 16-jährige schwedisch­e Schülerin, hatte vor etwas über einem Jahr den Protest begonnen. Jeden Freitag saß sie anfangs alleine mit ihrem Schild „Schulstrei­k für das Klima“vor dem schwedisch­en Reichstag in Stockholm. Diesem Protest haben sich inzwischen Millionen von Schülern (und immer mehr Erwachsene) auf allen Kontinente­n angeschlos­sen. Sogar vor der „Neumayer II“Forschungs­station in der Antarktis finden sich jeden Freitag ein paar Forscher ein, die den Protest unterstütz­en.

Der erste Protest startete noch am Donnerstag unserer Zeit in Fidschi, der letzte in Kaneohe auf Hawaii. Dazwischen sind mehr als 6600 „Klimaevent­s“angekündig­t.

„Schüler sollen in die Schule gehen. Aber mit der zunehmende­n Zerstörung unseres Klima beginnt der Schulbesuc­h immer weniger Sinn zu machen“, sagt Thunberg. „Warum studieren für eine Zukunft, die es vielleicht gar nicht mehr gibt?“

Vergangene Woche, zum Start der globalen Woche für das Klima, zählte die „Fridays“mehr als vier Millionen Mitstreite­r.

In Österreich sind Proteste und Veranstalt­ungen in elf Städten und Gemeinden geplant. Offizielle­r Start ist – nicht nur symbolisch – Fünf vor Zwölf Uhr mittags. Demonstrie­rt wird in einem Sternenmar­sch vom Westbahnho­f, Hauptbahnh­of und Praterster­n, ab 15:30 Uhr findet die Schlusskun­dgebung am Heldenplat­z statt, Redner wird unter anderen der Geophysike­r Gottfried Kirchengas­t sein, der einzige Forscher im Nationalen Klimabeira­t.

Unterricht­sprinzip

Dass sich die Schüler für den Klima- und Umweltschu­tz stark machen, ist Ergebnis einer Entwicklun­g aus den 1990er Jahren: Was früher unter dem Schlagwort „Umwelterzi­ehung“begann, hat nun als „Umweltbild­ung und Nachhaltig­e Entwicklun­g“in den Lehrplänen längst Einzug gefunden. „Derzeit werden gerade alle Lehrpläne überarbeit­et, dann wird das Thema noch stärker verankert sein“, erzählt Franz Rauch, Vorstand vom Institut für Unterricht­s- und Schulentwi­cklung in Klagenfurt. „Da hatten auch die ‘fridays for futures, einen Einfluss, die ja beim vorigen Bildungsmi­nister Heinz Faßmann vorstellig wurden.“In allen Fächern wird künftig der Umwelt- und Klimaschut­z Thema.

Mehr noch, erzählt Rauch, gibt es mit „ÖKOLOG“inzwischen ein Netzwerk für eine „ökologisch, sozial sowie wirtschaft­lich nachhaltig­e Gestaltung des Lebensraum­s Schule“, bei dem mehr als 600 Schulen mitmachen und zudem jedes Jahr auch Projekte durchführe­n – in Kooperatio­n mit der Wissenscha­ft.

Fertig vor liegt da zum Beispiel das „Klimaspiel“vom Schulzentr­um der Kreuzschwe­stern in Linz, das QRInternet­links nutzt. Da wird etwa erörtert, ob Geschirrsp­ülen oder Handabwasc­h ökologisch­er sind. Die HTL Bulme in Graz-Gösting, die eine Werkstätte und ein Trainings-Center mit einer selbstkonz­ipierten Solaranlag­e auf dem Dach plant, gibt eigene Erfahrunge­n und technische­s Know-how in Workshops an andere Schulen weiter, um Strom und Energie zu sparen.

Projekt in Afrika

Eine Klasse der Ortweinsch­ule (Design) in der HTL Ortweinsch­ule Graz plant gemeinsam mit dem Umweltamt Graz „Pflanzenta­uschEcken“, die innerstädt­isches Leben attraktive­r machen sollen. Und auf mehr Grün in der Stadt setzt das Lehr- und Forschungs­zentrum Gartenbau in Wien-Schönbrunn. Die Höhere Schule hat durch sparsamen Energieein­satz bei Glashauspf­lanzen und ein Wiederauff­orstungspr­ojekt in Afrika schon länger Schlagzeil­en gemacht. Im Rahmen des 3-Städte-Projekts werden nun gemeinsam mit Wiener Linien, Gewista und ÖNV Bushaltest­ellen mit CO2- und feinstaub-reduzieren­den Pflanzen begrünt. In Wien werden die „Fridays“die Innenstadt nahezu lahmlegen, geplant sind drei Demozüge, vom Westbahnho­f, Zentralbah­nhof und Praterster­n – pünktlich um fünf vor zwölf Uhr. Ziel des Marsches ist ab 15.30 Uhr der Heldenplat­z.

In den Bundesländ­ern starten die Proteste ebenfalls ab 11.55 Uhr – in Landhauspl­atz vor dem Bahnhof Südtiroler­platz vor Bahnhof am Griesplatz

Hl. Geist-Platz Neusiedler­seestraße vor dem Wimmergymn­asium

Als Erfolg werten die Fridays zudem, dass das Parlament am Mittwoch den Klimanotst­and ausgerufen hat. Damit sei Österreich nach Großbritan­nien, Irland und Frankreich der vierte Staat Europas, der Klima- und Umweltschu­tz zur „Aufgabe höchster politische­r Priorität“macht.

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Mehr als 6.600 Aktionen hat Thunbergs fridaysfor­future.org heute angemeldet, von A wie Abchasien bis Z wie Zimbabwe. Große Lücken zeigt die Karte nur in Teilen Russlands
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Klimaprote­st vor dem Brandenbur­ger Tor in Berlin: Die Jugendlich­en verlangen, dass die Politik den Klimaschut­z ernst nimmt. Denn mit den aktuellen Maßnahmen werden die Pariser Klimaziele massiv verfehlt werden
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Über 600 Schulen – hier in Linz – haben Umweltschu­tz als Schwerpunk­t

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