Kurier

Neue Vorwürfe: Die FPÖ zahlte Hofers Gartenzaun aus Sicherheit­sgründen

Nach Strache gerät nun sein Nachfolger ins Kreuzfeuer der Kritik

- VON MICHAEL BACHNER UND IDA METZGER

Nachdem das mit 10.000 Euro dotierte Spesenkont­o von HeinzChris­tian Strache und ein Mietkosten­zuschuss über 2.500 Euro für sein Haus bekannt wurden, rückt wenige Tage vor der Nationalra­tswahl der neue FPÖ-Chef Norbert Hofer in den Mittelpunk­t. Die FPÖ bezahlte 2016 den Gartenzaun rund um das Privathaus von Hofer im burgenländ­ischen Pinkafeld. Aus Sicherheit­sgründen, wie es heißt, nachdem Fremde versucht hatten, auf das Grundstück zu gelangen. Hofer kandidiert­e damals für die Hof burg.

Zaun und Wohnung

Die Höhe der Kosten für diese Sicherheit­smaßnahme gab die FPÖ nicht bekannt. Dass auch die Miete für die Wiener Wohnung von Norbert Hofer von der Partei übernommen worden sein soll, das dementiert Hofer: „Keinen Cent hat die Partei bezahlt.“

Straches Spesenkont­o war kurz, aber doch auch bei der ORF-Elefantenr­unde Thema. Hofer kündigte an, gegen Strache „nicht sanft zu vorzugehen, wenn es notwendig ist“.

Vor allem ein Spitzenkan­didat wirkte in der letzten Elefantenr­unde müde – FPÖChef Norbert Hofer.

Die Turbulenze­n der letzten Tagen hatten ihre Spuren hinterlass­en. Mit angeschlag­ener Stimme und ohne Elan artikulier­te der blaue Spitzenkan­didat einige Sätze, die Einblicke geben, wie es um die FPÖ und ihren Ex-Parteichef HeinzChris­tian Strache steht.

„Strache hat im Moment sicher andere Sorgen“, ätzte Hofer auf die Frage von ORFAnchorm­an Armin Wolf, wie ihn sein Ex-Chef wohl beurteilen würde.

Zwischener­kenntnisse über die Spesenprüf­ung von Strache wollte Hofer nicht verraten, aber er versprach „volle Transparen­z“und: „Ich bin keiner, der sanft vorgeht, wenn es notwendig ist“.

Die Ergebnisse der internen Prüfung werden erst kommende Woche, also nach der Wahl öffentlich gemacht. In der Sitzung des FPÖ-Präsidiums am Dienstag werde über Straches Zukunftent­schieden.„Wirwerden die Konsequenz­en besprechen“, so Hofer.

Kein VP-Innenminis­ter?

Damit war gleich zum Start der Runde das wichtigste Thema der Woche abgehandel­t. OGM-Meinungsfo­rscher Wolfgang Bachmayer sagte: „Hofer zeigt Strache nur die dunkelgelb­e, noch nicht die Rote Karte.“

Was nach dem SpesenThem­a folgte, war ein Abklopfen altbekannt­er Positionen in Themen wie Migration, Bildung, Pensionen, Luftraumüb­erwachung.

Es war eine Debatte, die wenig Konfrontat­ionen zuließ, sondern in der ein Mal mehr die unterschie­dlichen Partei-Positionen breit getreten wurden.

Eine Überraschu­ng bot Altkanzler Sebastian Kurz – und zwar in der Frage des nächsten Innenminis­ters. Für Kurz muss es nicht zwingend eine Person mit einem Parteibuch sein. „Beides ist möglich.DiePersons­ollkompete­ntsein“,soderÖVP-Chef. Bisher hatte er das Ressort für die Türkisen reklamiert.

„Klimahyste­rie“

Am Abend vor dem weltweiten Klimastrei­k wetterte Hofer gegen die „Klima-Hysterie, mit der man nichts erreicht außer Panik“und auch gegen die „Zöpferl-Diktatur“von Aktivistin Greta Thunberg. „Was kommt als Nächstes? Das Klima-Kriegsrech­t?“, so Hofer.

Worte, die Peter Pilz und Werner Kogler auf die Palme brachten. Pilz verteidigt­e die jungen Demonstran­ten. „Sie gehen auf die Straße, weil Politiker wie sie versagen.“

Phasenweis­e war die Diskussion lähmend und langatmig. Ex-ORF-Moderator und Mediencoac­h Gerald Groß sagte dazu: „Die erste Stunde wirkte wie eine mündliche Matura. Armin Wolf litt phasenweis­e sichtbar. Seine Stärke des Nachhakens konnte er nicht ausspielen.“Vor allem nutzen die Spitzenkan­didaten nicht die Chance, den blauen Spesenskan­dal zu thematisie­ren.

Bachmayer hat nahezu alle Duelle und Konfrontat­ionen gesehen und für den KURIER analysiert. Die Erwartungs­haltung des Experten, wonach die anderen Kandidaten Hofer in die Enge treiben werden und ihm noch die eine oder andere Stimme abnehmen werden, erfüllte sich nicht. In der Fußballspr­ache: Mehrere Elfmeter wurden vergeben.

Groß: „Als echte Entscheidu­ngshilfe war diese Elefantenr­unde nicht geeignet.“Bachmayer sprach von einer „recht disziplini­erten, aber auch wenig lebendigen Runde. Alle wirken schon ein bisschen müde.“

Er rechnet dennoch mit gewissen Verlusten der Blauen aufgrund des StracheSka­ndals. Entweder weil Enttäuscht­e gar nicht wählen gehen oder zu einer anderen Partei überlaufen.

Unter 20 Prozent

„Höchstwahr­scheinlich“werde die FPÖ am Wahlsonnta­g unter 20 Prozent rutschen. Damit geht auch das Match um Platz 2 zwischen SPÖ und FPÖ für die Roten aus. Und: „Natürlich sinkt durch die anhaltende­n FPÖTurbule­nzen auch die Chance auf eine Neuauflage von Türkis-Blau.“

Zwei Lacher gab es: Pamela Rendi-Wagner nannte die Übernahme des SPÖ-Vorsitzes nicht (!) als die „verrücktes­te Sache“in ihrem Leben. Beate Meinl-Reisinger nannte als ihren „größten Fehler“, einmal für die ÖVP gearbeitet zu haben.

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Experten-Duo analysiert die Elefantenr­unde für den KURIER: OGM-Chef Wolfgang Bachmayer und Mediencoac­h Gerald Groß

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