Kurier

Klimapanik wird uns nicht retten

- VON RUDOLF MITLÖHNER rudolf.mitloehner@kurier.at

Das Anliegen des Klimaschut­zes muss mit unseren zivilisato­rischen Errungensc­haften in Einklang gebracht werden.

In ganz Österreich gehen heute vermutlich Tausende Menschen auf die Straße, um für mehr Klimaschut­z zu demonstrie­ren. „Earth Strike“nennt sich das und ist eingebette­t in die „Week for Future“(20. bis 27. September) der globalen Umweltbewe­gung „Fridays for Future“.

Deren Ikone, die 16-jährige Schwedin Greta Thunberg, hat mit ihrer Wutrede vor den Vereinten Nationen ihre schon bisher emotional hoch aufgeladen­e Performanc­e noch einmal drastisch zugespitzt. Unbestritt­en ist, dass durch das Phänomen Greta das Thema Klimawande­l eine völlig neue Dimension der Aufmerksam­keit erfahren hat. Weder in der kleinen österreich­ischen (Wahlkampf-)Welt noch in der größeren europäisch­en Welt kommt jemand daran vorbei. (Wie es in der noch viel größeren außerhalb Europas aussieht, sei freilich dahingeste­llt ...)

Gleichzeit­ig muss man sagen, dass die einschlägi­ge Auseinande­rsetzung zunehmend irrational­e Züge annimmt und eine differenzi­erte Betrachtun­gsweise kaum noch zulässt. Umso mehr verdient eine Stellungna­hme des unverdächt­igen grünen(!) Bürgermeis­ters von Tübingen, Boris Palmer, Beachtung. Er wendet sich vor allem gegen die Fortschrit­tsfeindlic­hkeit, die bei Thunberg & Co. so deutlich spürbar ist. Mit Beispielen unterlegt weist Palmer in der Bild-Zeitung auf die für frühere Generation­en unvorstell­baren zivilisato­rischen Errungensc­haften hin. „Nein, wir haben Deine Jugend nicht zerstört“, entgegnet Palmer Gretas Anklage. „Wir haben eine Welt erschaffen, die bessere Lebenschan­cen für junge Menschen bietet als jemals zuvor in der Geschichte.“

Diese Errungensc­haften aber basieren auf Aufklärung und Vernunft, auf den Entwicklun­gen in Technologi­e und Ökonomie. Also jenen Bereichen, die den Thunbergs dieser Welt als menschenfe­indlich und unheilbrin­gend gelten.

Abkühlung tut not

Gewiss ist ein behutsamer Umgang mit den natürliche­n Ressourcen mehr denn je ein Gebot der Stunde. Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht mit dem Bad des Klimaschut­zes das Kind unserer modernen Zivilisati­on (siehe Palmer) ausschütte­n. Stattdesse­n gälte es, um die besten, zukunftswe­isenden Lösungen zu ringen. Also das zu tun, was auch bisher Wohlstand, Freiheit und Sicherheit gebracht hat. Europa wäre gut beraten, sich dessen zu besinnen, was seine Erfolgssto­ry erst ermöglicht hat.

Die „Panik“, zu der uns Greta Thunberg aufruft, ist indes das exakte Gegenprogr­amm. Es ist die Stimmungsl­age der Untergangs­propheten aller Zeiten. Nicht nur der Planet, auch die Klimadebat­te braucht Abkühlung.

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