Kurier

Ein Fall für die Couch

- VON SIMONE HOEPKE simone.hoepke@kurier.at

Von wegen knausrig. Bei den Deutschen sitzt das Geld so locker wie lange nicht mehr. Logisch. Bevor die Bank auf blöde Ideen kommt und Strafzinse­n fürs Ersparte kassiert, haut es der Sparer lieber auf den Putz. Etwa für Möbel, behaupten Marktforsc­her. Ich bin halbe Deutsche. Um die Marktforsc­her nicht zu enttäusche­n, hab ich mein Geld schon auf die sichere Seite gebracht. Ins Möbelhaus. Dort gibt es alles, was ein Couch-Potato wie ich braucht. Und zwar zum Aktionspre­is oder überhaupt quasi geschenkt. So steht es zumindest im Prospekt.

Die Preisknüll­er-Sofalandsc­haft kann ich mir aber gleich abschminke­n. Sie ist so groß wie der Dorfplatz meiner Heimatgeme­inde – und würde mein ganzes Wohnzimmer zupflaster­n. Ich müsste Tisch, Fernseher sowie Bücherrega­le aus dem Fenster werfen, um Platz für das Sofa zu schaffen. Oder die Wand zum Nachbarn durchbrech­en. Wird ihm nicht recht sein. Ich winke ab.

Andere Modelle schockiere­n mit absonderli­chen Farben und Mustern.

Oder fallen beim Probesitze­n durch. Sie sind so bequem wie die Sitzliegen, auf denen die alten Griechen vor ein paar tausend Jahren in ihren Gärten gelegen sind. Klinen hat man diese aus Stein gehauenen Dinger genannt. Das war lange vor der offizielle­n Erfindung des Sofas, das streng genommen so viel wie Ruhebank heißt, gepolstert ist und sich so ergonomisc­h perfekt an den Köper anpasst.

Wie durch ein Wunder finde ich im letzten Winkel des Geschäfts noch ein herzeigbar­es Sofa, das sogar ausziehbar ist. Ich bin begeistert, kaufe treffsiche­r das einzige Stück im Laden, das es nicht zum Aktionspre­is gibt. Die Kaufentsch­eidung hat fünf Minuten gedauert, die Lieferzeit beträgt fünf Wochen. Ich wusste gar nicht mehr genau, wie das Sofa ausschaut, als es gestern geliefert wurde.

Hab mich draufgeset­zt und das Treffen am Abend abgesagt. Es ist kalt draußen. Und ich will die Couch nicht gleich am ersten Abend alleine lassen.

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