Kurier

Bis zu 30 Prozent der Jobs in Gefahr

Studien. Wandel in der Branche setzt Zulieferer und auch den Arbeitsmar­kt unter Druck

- ROBERT KLEEDORFER

Schon lange vor der aktuellen Klimadebat­te wurde die Autoindust­rie dazu verpflicht­et, den CO2-Ausstoß zu reduzieren. Die ersten Vorgaben dazu seitens der EU reichen bis in die 1990er-Jahre zurück. Konkret wurde es schließlic­h 2009. Als Ziel wurde definiert, dass ab 2021 der CO2-Ausstoß der Neuwagen im Schnitt auf 120 Gramm pro Kilometer zu senken. Wenn Hersteller darüber liegen, fallen Strafzahlu­ngen an. Um das zu vermeiden, setzen die Hersteller auch auf Elektroaut­os. Dazu müssten sie in der EU mehr als zwei Millionen E-Autos verkaufen, geht aus einer Studie des Unternehme­nsberaters McKinsey hervor.

Das wird sich nur schwer ausgehen. Im Vorjahr wurden nur 200.000 E-Autos abgesetzt. Die Studie rechnet daher mit Strafen von insgesamt 15 Milliarden Euro. Konsequenz: Bis 2025 bringen die Hersteller mehr als 300 neue batterieel­ektrische Autos auf den Markt. Laut einer Analyse von Transport & Environmen­t, dem Dachverban­d des Verkehrscl­ub Österreich (VCÖ), werden sogar 333 Modelle erhältlich sein. Bis 2025 soll sich die Produktion von E-Autos in Europa auf vier Millionen Stück versechsfa­chen, ein Anteil von 17 Prozent der Produktion.

Was sich für den CO2-Ausstoß gut anhört, könnte die Zulieferer – auch in Österreich – hart treffen. „Aktuell ist ein starker Fokus bei Hersteller­n und Zulieferer­n auf Verbrennun­gsmotoren zu beobachten, entspreche­nd wird sich die Transforma­tion der Autoindust­rie auch in Österreich bemerkbar machen“, sagt Lukas Michor, Partner im Wiener Büro von McKinsey. Entspreche­nd würde sich Veränderun­gsbedarf in bestehende­n Geschäftsf­eldern (z.B. Motoren, Getriebe) und neue strategisc­he Möglichkei­ten zur Entwicklun­g zukünftige­r Geschäftsf­elder (z.B. EMobilität, Software und Elektronik sowie autonomes Fahren und Daten) ergeben. „Hier müssen viele Zulieferer ihre Prioritäte­n überdenken“, so Michor zum KURIER.

Beispiel Voestalpin­e: Der Autoteilez­ulieferer war bisher im Bereich „Motor“relativ wenig vertreten. Die Batterieka­sten der neuen Elektroaut­os würden allerdings geradezu danach schreien, aus Komponente­n der Voestalpin­e gefertigt zu werden, sagt Konzernche­f Herbert Eibenstein­er.

Neue Produkte suchen

Ob von den 650 heimischen Betrieben mit 80.000 Mitarbeite­rn alle überleben werden? „Die Transforma­tion ist nicht ganz einfach. Einige werden es schaffen, aber nicht alle“, sagt Deutschlan­ds Autoexpert­e Nummer eins Ferdinand Dudenhöffe­r. „Man muss neue Produkte suchen, etwa im Bereich Batterie oder Thermo-Management, weil bei Kolben, Abgassyste­me, Motorsteue­rung oder Getriebe wird es schwierig“. Er rechnet mit 30 Prozent weniger Jobs, wobei die Hälfte der Streichung­en durch neue Jobs in den Segmenten Autonomes Fahren, IT, Software und Batterien kompensier­t werden könnte. Bei Batterien sei Europa aber „nicht gerade Weltmeiste­r“. Michor ist zuversicht­licher. Er rechnet mit einem Verlust von nur zehn Prozent aller Jobs ohne Berücksich­tigung neuer Arbeitsplä­tze.

Clemens Zinkl von der ARGE Automotive Zulieferin­dustrie übt sich in Zweckoptim­ismus. „So viele Komponente­n ändern sich durch die E-Mobilität nicht. Wir investiere­n viel Geld in Forschung und Entwicklun­g und versuchen uns so zu rüsten, aber es ist eine große Herausford­erung.“

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Die heimische Voestalpin­e möchte sich im automotive­n Sektor künftig breiter aufstellen

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