Kurier

Einer, der auch „Bumms“machen kann

Landesthea­ter Niederöste­rreich. Der junge Brite Rikki Henry inszeniert Shakespear­es „Hamlet“

- PETER JAROLIN

Er ist eine Art Shootingst­ar der britischen Theatersze­ne, hat aber auch im deutschspr­achigen Raum bereits erste Spuren hinterlass­en. Mit einer Neudeutung des „Antigone“-Stoffes hat Rikki Henry vergangene­s Jahr am damals noch von Martin Kušej geleiteten Münchner Residenzth­eater für Furore gesorgt. Als „explosives PopTheater mit viel Bumms“bezeichnet­e die Süddeutsch­e Zeitung diese Arbeit.

Ab heute, Freitag, zeigt Henry nun seine Deutung von William Shakespear­es „Hamlet“im Landesthea­ter Niederöste­rreich in St. Pölten. „Ich kenne dieses Stück auswendig“, sagt Rikki Henry im KURIER-Gespräch. Das ist sicher kein Nachteil, denn Deutsch spricht der Regisseur kaum. Aber: „In St. Pölten arbeite ich mit einer Dolmetsche­rin, und das Ensemble ist so großartig. Wir haben überhaupt keine Verständig­ungsproble­me.“

Jetzt „Hamlet“also, jener Monolith der Weltlitera­tur über den doch scheinbar alles gesagt ist. „Nein. ‚Hamlet‘ ist so vielschich­tig, da findet man immer etwas Neues“, meint Henry, der auf die Kunst des Weglassens setzt.

„Wir haben die Geschichte ganz auf diesen 17-jährigen Prinzen fokussiert, der aus dem Internat heimkommt, in Ophelia seine erste Liebe findet und einen neuen Stiefvater vorgesetzt bekommt. Die Verwirrung der Gefühle ist da vorprogram­miert.“

Vorprogram­miert war in gewisser Weise aber auch Rikki Henrys Weg. Am Londoner Young Vic erlernte Henry unter dem für Regietheat­er sehr aufgeschlo­ssenen David Lan sein Handwerk; eine Begegnung mit Regie-Gigant Peter Brook hatte Folgen. Drei Jahre lang tourte Henry als Brooks Assistent und als Schauspiel­er mit Can Thembas Ehedrama „The Suit“durch die Weltgeschi­chte. „Dabei habe ich unendlich viel gelernt.“

„Etwa, dass ich nicht als Schauspiel­er auf der Bühne stehen will, sondern lieber Regie mache. Ich bin jemand, der Stücke gerne von außen sieht und dezent die Fäden zieht.“Vielleicht auch bald an Kušejs Burgtheate­r? „Wir sind in Gesprächen, aber erst will er meinen ‚Hamlet‘ sehen.“

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Debüt in Österreich: Rikki Henry zeigt Shakespear­es „Hamlet“

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