Ein furioser Auftakt zur Abschiedssaison
Kritik. Dirigent Philippe Jordan und die Wiener Symphoniker begeistern mit Johannes Brahms
Auch in seiner letzten Spielzeit als Chefdirigent der Wiener Symphoniker bleibt Philippe Jordan seinen berühmten „B’s“treu. Nach dem fulminanten Zyklus alller Beethoven-Symphonien und der nicht minder furiosen Beschäftigung mit Hector Berlioz ist nun Johannes Brahms an der Reihe.
Zum Auftakt der Saison 2019/’20 – sie ist nach 32 höchst erfolgreichen Jahren zugleich auch die letzte von Thomas Angyan als Intendant der Gesellschaft der Musikfreunde – widmen sich Jordan und die Symphoniker allen vier Symphonien des Komponisten. Und bereits der Auftakt mit der ersten und zweiten Symphonie – am Samstag und Sonntag folgen jeweils die dritte und vierte Symphonie – ließ kaum Wünsche offen.
Denn Jordan hat im Laufe seiner bald sechsjährigen Tätigkeit als Chefdirigent die Wiener Symphoniker nochmals in eine andere Liga katapultiert. Da lässt sich etwa bei Brahms’ erster Symphonie in c-Moll (op. 68) die Homogenität des Klangkörpers ebenso bestaunen wie die an allen Pulten herrschende solistische Bravour.
Eines Sinnes mit den Symphonikern zeigt Jordan bei der Ersten das Ringen des Komponisten zwischen Tradition und Moderne, modelliert ein ungemein plastisches, effektvolles, aber nie plakatives oder gar effekthaschendes Tongemälde. Und so werden unzählige Details hörbar, ohne dass Jordan das große Ganze je aus den Augen verliert.
Ein ähnliches Bild auch bei der zweiten Symphonie in D-Dur (op. 73), deren heiteren Aspekt Dirigent wie Orchester in schönsten Klangfarben mehr als sichtbar machen. Man darf sich schon auf die Live-Mitschnitte freuen. Und die Wiener Staatsoper (wie das Publikum) bekommen 2020 einen Musikdirektor, von dem sehr viel zu erwarten ist. KURIER-Wertung: