Kurier

Ein Fall für Mathematik­er

Aus Stimmen werden Mandate – so sehen die Rechenaufg­aben während und nach der Auszählung aus

- VON KATHARINA SALZER (TEXT) UND MANUELA EBER (GRAFIK)

Es geht alles doch recht flott: Eben erst gewählt, kurz nach 17 Uhr ist schon die erste Hochrechnu­ng da, und noch am selben Abend liegt das vorläufige Endergebni­s (ohne Briefwahl und Wahlkarten­stimmen) vor. Da gibt es auch schon Wählerstro­manalysen und die Mandatsver­teilungen im Parlament.

Doch wie werden aus den Stimmen die Mandate? Eines vorweg: Ohne Mathematik geht gar nix.

Aus den abgegebene­n Stimmen wird die Verteilung der Sitze im Parlament errechnet. Das Prozedere funktionie­rt in drei Stufen. Der KURIER hat es sich auf Basis der Nationalra­tswahlen 2017 angesehen (siehe Grafik unten).

Es ist komplex. „Aber transparen­t“, erklärt Politikwis­senschafte­r Florian Perlot, der die Ermittlung­sverfahren für das Institut für Strategiea­nalysen digital animiert hat. Die Idee des Wahlsystem­s sei eine möglichst gerechte Umlegung der Wählerstim­men. „In allen Regionen Österreich­s sollen Mandate erreicht werden können.“

Und: Allen politische­n Kräften von zahlenmäßi­g erhebliche­r Bedeutung werden Sitze im Parlament gesichert. Daher gibt es für die Parteien eine Vier-Prozent-Hürde.

Die Basis für die Berechnung­en sind die Daten der Volkszählu­ng. Das Wahlsystem an sich ist gesetzlich verankert: in den 129 Paragrafen der Nationalra­tswahlordn­ung.

Hochgerech­net

Am Wahltag herrscht Hochbetrie­b bei den Statistike­rn und Mathematik­ern. Sobald die ersten aussagekrä­ftigen Sprengeler­gebnisse da sind, wird hochgerech­net (siehe Bericht rechts). Kurz nach Wahlschlus­s um 17 Uhr könnte ein mögliches Ergebnis schon vorliegen: Sowohl Christoph Hofinger (SORA) als auch Franz Sommer (ARGE Wahlen) erwarten, den Wahlausgan­g mit einer Schwankung­sbreite von etwa zwei Prozentpun­kten vorhersage­n zu können. Inklusive Schätzung zur Briefwahl.

Es gibt aber Unsicherhe­itsfaktore­n: Sollte es knapp hergehen, könnten die Platzierun­gen der Parteien unsicher sein. Sollte es ganz knapp hergehen, könnte sogar nach Auszählung der Urnenwahl noch nicht hundertpro­zentig feststehen, welche Partei welchen Platz innehat oder welche Partei es in den Nationalra­t geschafft hat. Grund dafür ist jener Teil der Briefwahls­timmen, die erst am Montag und Donnerstag nach der Wahl ausgezählt werden. Voraussich­tlich werden sie mehr als 15 Prozent der gültigen Stimmen ausmachen.

Mehr Stimmen als Wähler

Mit einer Stimme pro Person ist es nicht getan: Theoretisc­h können bei der Nationalra­tswahl 25,6 Millionen Stimmen vergeben werden – und zwar, wenn alle 6,4 Millionen berechtigt­en Österreich­er von ihrem Wahlrecht vollen Gebrauch machen.

Jeder verfügt über vier Möglichkei­ten, ein Votum abzugeben: Eines für die Partei und drei Vorzugssti­mmen für je einen Kandidaten in Wahlkreis, Bundesland und Bund. Die Vorzugssti­mmen dürfen nicht gesplittet werden: Gültig sind sie nur, wenn die bevorzugte­n Personen alle der gewählten Partei angehören.

Die Wähler sollen so die Möglichkei­t haben, Politikern, zu einem Mandat verhelfen zu können. Denn prinzipiel­l entscheide­n die Parteien über ihre Listen, wer Abgeordnet­er wird. Es sei denn, ein nachgereih­ter Kandidat erhält genügend Vorzugssti­mmen. Bisher haben diese bei Nationalra­tswahlen allerdings nur selten Kandidaten zu einem Mandat verholfen.

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Die Briefwahls­timmen werden wahrschein­lich mehr als 15 Prozent der gültigen Stimmen ausmachen

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