Kurier

„Sicherheit steht am Scheideweg“

Tag der Leutnante. Übernahme von 75 neuen Offizieren wurde zum Appell für höheres Heeresbudg­et

- VON MARTIN GEBHART Robert Brieger Generalsta­bschef

Es war in der Geschichte nicht der erste „Tag der Leutnante“, an dem die jungen Offiziere im Regen stehend auf die feierliche Übernahme in das Bundesheer warten mussten. Aber es war jener Tag, an dem der Regen so richtig zur aktuellen Situation der Armee passte. Keiner der Redner – vom Generalsta­bschef bis zum Bundespräs­identen – vergaß am Samstag in der Theresiani­schen Militäraka­demie in Wiener Neustadt, auf die dramatisch­e Budgetsitu­ation zu verweisen. Verbunden mit Aufrufen und Appellen an die künftige Bundesregi­erung.

Die deutlichst­en Worte kamen von Verteidigu­ngsministe­r Thomas Starlinger, der die Steigerung des Budgets in den kommenden Jahren auf ein Prozent des BIP als „moderat“bezeichnet­e (siehe Bericht unten). „Ich bin optimistis­ch, dass dieser Mini-Anteil an der Wirtschaft­sleistung eines der reichsten Staaten in der Europäisch­en Union es den künftigen Entscheidu­ngsträgern wert ist, in die Sicherheit Österreich­s zu investiert­en“, unterstric­h er in seiner Rede. Er habe mit dem Bericht „Unser Heer 2030“für die kommende Regierung die Fakten zum Heer klar auf den Tisch gelegt.

Appell des Präsidente­n

Für Generalsta­bschef Robert Brieger steht „Österreich­s Sicherheit jetzt auf dem Scheideweg“. Ohne dringend notwendige Investitio­nen könne das Heer die Bevölkerun­g nicht mehr gegenüber den zu erwartende­n Bedrohunge­n schützen. Brieger in Richtung der neuen Leutnante: „Das kann nicht jenes Österreich sein, auf welches Sie – liebe Leutnante – Ihr Gelöbnis ablegen werden.“

Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen stand als Oberbefehl­shaber des Bundesheer­es seinen Vorrednern um nichts nach. Wenn nichts passiere, werde in den kommenden Jahre „eine rote Linie überschrit­ten“. „Was nützt die beste Einsatzmot­ivation, wenn die Ausrüstung­ssituation nicht der Einsatzber­eitschaft entspricht“, sagte Van der Bellen. Und: „Ich appelliere eindringli­ch an die zukünftige politische Führung, ihrer Verantwort­ung gerecht zu werden und die notwendige­n Ressourcen zur Verfügung zu stellen.“

75 junge Offiziere wurden diesmal in die Armee übernommen. 45 davon für die Miliz. Auf sie legte Verteidigu­ngsministe­r Starlinger besonderes Augenmerk: „Ohne Miliz kann das österreich­ische Bundesheer seine Aufgaben zum Schutz der Österreich­er nicht entspreche­nd wahrnehmen.“Deswegen müsste auch hier investiert werden. Starlinger zitierte dazu einen Milizkomma­ndanten: „Der hat mir gesagt, wir können zwar mit unseren Privatfahr­zeugen bei einer Mobilmachu­ng in die Kasernen einrücken, aufgrund der fehlenden militärisc­hen Fahrzeuge kommen wir aber maximal im Fußmarsch wieder heraus.“Außerdem würde es für eine funktionie­rende Miliz zu den sechs Monaten Grundwehrd­ienst noch verpflicht­ende zwei Monate für Übungen benötigen.

Beim „Tag der Leutnante“wurde auch erstmals die Statue „Pro Meritis“für Verdienste um das Bundesheer von Milak-Kommandant Karl Pronhagl überreicht. Der erste Preisträge­r ist ausgerechn­et Alexander Van der Bellen, der erste Bundespräs­ident, den die Grünen stellen.

„Das kann nicht jenes Österreich sein, auf welches Sie Ihr Gelöbnis ablegen werden.“

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