Kurier

Der schnellste Mann der Welt

Leichtathl­etik. Drei Dopingtest­s verpasst und Gold gewonnen. Coleman holt die wichtigste Medaille dieser WM

- AUS DOHA FLORIAN PLAVEC

Der schnellste Mann der Welt heißt Christian Coleman. Der US-Amerikaner wurde seiner Favoritenr­olle gerecht und gewann in Doha den Sprint über die 100 Meter in 9,76 Sekunden. Der 23-Jährige setzte sich nach 50 Metern von seinen Konkurrent­en ab und holte sein erstes Gold bei einer Freiluft-WM. Silber ging an seinen bereits 37-jährigen und mehrmals des Dopings überführte­n Landsmann Justin Gatlin (9,89), Bronze holte Andre de Grasse (CAN/9,90).

Dass Coleman überhaupt an den Start gehen durfte, hat er unter anderem seinen Anwälten zu verdanken. Dreimal innerhalb von zwölf Monaten war er für Dopingtest­s nicht anzutreffe­n. Die Regeln sehen dafür eine unbedingte Sperre vor. Doch man fand eine Passage in den Regularien, nach der der erste Verstoß vordatiert wurde.

So war Coleman gestern Hauptdarst­eller im Finale über 100 Meter, dem Höhepunkt jeder WM, unabhängig von den handelnden Personen. Denn kaum eine andere Sportveran­staltung ist emotional ähnlich aufgeladen, wie der Männer-Sprint.

Sprint-Spektakel

Wahr und pur ist der Sport in diesem Moment. Acht Männer laufen gegeneinan­der, angetriebe­n nur durch die Kraft ihrer Muskeln. Viel zu schnell ist es vorbei, um alles mit dem Auge erfasst zu haben. Erst bei der Ziellinie brechen die Emotionen los, bei den Athleten und im Publikum.

Marathon-Farce

Weniger Emotionen dafür höhere Temperatur­en als im auf 25 Grad gekühlten WM-Stadion erlebten die MarathonDa­men in der Nacht auf Samstag. Etwa Ruth Chepngetic­h. Seit gestern ist die 25Jährige aus Kenia MarathonWe­ltmeisteri­n. Um der unerträgli­chen Hitze des Tages auszuweich­en, wurde das Rennen in der Nacht auf Samstag um 23.59 Uhr Ortszeit gestartet. 32,7 Grad hatte es um Mitternach­t, Luftfeucht­igkeit: 73,3 Prozent. Gefühlte Temperatur: 44 Grad.

Chepngetic­h gewann in 2:32:43 Stunden. Es ist die langsamste Siegerzeit in der WM-Geschichte. Nur 39 weitere Läuferinne­n standen die Tortur durch. Applaus gab es für sie aber kaum. Am Ende des Rennens kurz nach 2.30 Uhr standen mehr Sicherheit­smänner an der Strecke als Zuschauer.

Zumindest blieb das von den Veranstalt­ern befürchtet­e Horrorszen­ario aus, dass eine Läuferin vor laufenden Kameras zusammenbr­icht und so die Wüsten-Weltmeiste­rschaft mit ihren klimatisch­en Extrembedi­ngungen ad absurdum führt.

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Zielfoto: Christian Coleman hatte nach 100 Metern die Nase vor Justin Gatlin (rechts) und vor dem drittplatz­ierten Andre de Grasse (ganz links)

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