Kurier

„Jetzt kann ich viel zurückgebe­n“

Rollentaus­ch. Die einstige Schülerin coacht heute ihre Lehrerin

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„Für mich war es Liebe auf den ersten Blick“, erzählt Verena Thiem mit einem Schmunzeln. Als sie in den 90er-Jahren von einem kleinen Ort im Weinvierte­l in die „große Stadt Mistelbach“wechselte, traf sie auf Isabella Zins, die ihre Lehrerin in Deutsch und Latein wurde.

„Isabella hat mich immer motiviert. Nicht nur, dass wir gemeinsam tolle Bücher wie Schlafes Bruder gelesen haben – sie hat mir die Freiheit gelassen, Texte und Interpreta­tionen zu schreiben. Das hat mich besonders in Latein oft gerettet“, erinnert sie sich.

Thiems Klasse war die erste, die Zins als Klassenvor­stand hatte. „Es war fast eine familiäre Klasse. Wir unternahme­n gemeinsam Reisen und feierten so manche Party“, blickt die Schülerin zurück.

Auch die Professori­n weiß noch heute, wie ihre erste Klasse war: „Alle waren sehr engagiert, und Verena gründete die erste Schülerzei­tung.“Noch heute schreibt Thiem gerne – sie hat einen Blog und macht Podcasts (Internet-Videos).

Zum Geburtstag

Zeitweise war der Kontakt zwischen Zins und Thiem nur lose. Die Schülerin ging nach Wien, um Jus und Betriebswi­rtschaft zu studieren, und war nur sporadisch in ihrem Heimatort: „Zu den runden Geburtstag­en habe ich Isabella eingeladen. So blieb der Kontakt aufrecht.“

Richtig gefunden haben sich die beiden wieder, nachdem Verena Thiem sich als Coach selbststän­dig gemacht hatte: „Ich berate Führungskr­äfte – nicht nur betriebswi­rtschaftli­ch, mir geht es auch darum, dass die Menschen auf sich schauen.“

Einen Coach? Den kann Isabella Zins gut brauchen, hat sie doch mittlerwei­le fünf Funktionen inne: Sie ist nicht nur Direktorin, sondern u. a. auch kommunalpo­litisch aktiv und Sprecherin der AHSDirekto­ren. „Man muss lernen, auf sich zu schauen. Dabei hat mir Verena geholfen.“Ihre Schülerin freut sich: „So kann ich viel zurückgebe­n.“

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