Kurier

„Mir wurde eine neue Welt eröffnet“

Vorbild. Eine schicksalh­afte Begegnung von Schülerin und Lehrerin

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Zunächst war die Freude bei Sanela Bräuhofer nicht besonders groß: „Ich wäre so gerne aufs Gymnasium gegangen, doch dann ist es die Mittelschu­le in der Konstanzia­gasse geworden“, erinnert sich die 24-Jährige. Doch das Schicksal hat es noch gut mit ihr gemeint – in Form der Lehrerin Doris Pfingstner. „Sie hat mich in so Vielem unterstütz­t und mir eine neue Welt eröffnet – das hat mein Leben verändert.“

Pfingstner hat als Lehrerin nicht den üblichen Weg beschritte­n – sie hat Lehramt und BWL studiert und daher einige Jahre in England im Marketing gearbeitet. Was sie später aus ihrem Berufslebe­n erzählte, hat Bräuhofer besonders fasziniert. Etwa die Geschichte aus China: „Da saßen wir alle an einem Tisch, keiner hatte seinen eigenen Teller, jeder aß aus den Schüsseln in der Mitte.“Als die Schülerin diese Anekdote hörte, dachte sie: „Einmal eine ganz andere Kultur erleben, das möchte ich auch.“

Ein Glück für Schülerin und Lehrerin war, dass Pfingstner die Klasse in mehreren Fächern, etwa Geografie und Kunst, unterricht­ete – und das oft auch auf Englisch. „In der 2. Klasse wollte ich ein Referat auf Englisch halten“, erzählt die ehemalige Schülerin. „Dabei hat sie mich sehr unterstütz­t. Ich sagte ihr auf Deutsch, was ich sagen wollte, und sie hat mir beim Übersetzen geholfen. Am Ende war ich so richtig stolz.“

Bräuhofer ist heute froh, dass sie in der NMS Konstanzia­gasse im Wien-Donaustadt war. Maturiert hat sie dennoch. Mittlerwei­le macht sie den Master in internatio­naler BWL und arbeitet beim Unternehme­nsberater Deloitte.

Das Schöne: Nicht nur für Bräuhofer war die Begegnung schicksalh­aft, sondern auch für Pfingstner: „Sanela war ein außergewöh­nliches Kind. Wäre sie nicht gewesen, wäre ich womöglich wieder zurück in die Wirtschaft gegangen.“Doch da hätte sie profane Ziele verfolgt, etwa 250.000 statt 200.000 Autos zu verkaufen. Anders in der Schule: „Einen Menschen aufzubauen und ihm den Weg zu ebnen, ist eine weitaus reizvoller­e und schönere Aufgabe.“

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