Kurier

Sie war da, als die Welt aus den Fugen geriet

Halt gefunden. Weil der Bub seiner Lehrerin nicht egal war, blieb er in der Schule. Mit Erfolg

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„Luca* gehört in die Kinderund Jugendpsyc­hiatrie.“Ein Satz wie ein Schlag in die Magengrube. Klar, dass seine Mutter verzweifel­t war, als sie ihn hörte. Luca wäre auch fast dort gelandet, wäre da nicht Emma* gewesen. Wegen seiner Lehrerin ist er heute ein Bub wie viele andere.

Doch die Geschichte von Anfang an: Die begann mit dem Eintritt Lucas in die Volksschul­e. Damals schien die Welt noch in Ordnung – doch bald geriet sie ins Wanken: Drogen und Alkohol zerstörten das Familienle­ben, nur auf die Mutter konnte sich der heute elfjährige Luca verlassen. Als dann auch noch die über alles geliebte Volksschul­lehrerin in Karenz ging, war das alles zu viel für eine Kinderseel­e. Der Bub rebelliert­e auf seine Weise: Er wurde laut, störte den Unterricht und machte alles – nur nicht das, was man von ihm verlangte. Der neuen Lehrerin war das zu viel, weshalb sie das Jugendamt einschalte­te. Deren Lösung war denkbar einfach: eine Überweisun­g in die Kinderund Jugendpsyc­hiatrie.

Doch zum Glück hat Luca eine Mutter, die kämpft. Sie suchte und fand eine neue Schule – mit Emma als Lehrerin, die damals erst zwei Jahre im Beruf war. Auch sie wusste anfangs nicht, warum sich Luca derart aufführte: „Er schmiss Dinge durch die Gegend, machte nie Hausübunge­n und schimpfte“, erzählt sie dem KURIER.

Also gab es lange Gespräche – mit Luca, mit Emma, mit der Mutter und der Direktorin. Erst nach und nach gab der Bub preis, was der wirkliche Grund für sein ungestümes Verhalten war: Er hatte Angst, dass dem einzig noch verblieben­en Anker in seinem Leben – seiner Mutter – etwas zustoßen könnte, während er in der Schule ist.

Neben der Mama

Deshalb machte Emma einen Vorschlag: Die Mama darf in die Schule kommen und sich neben Luca setzen, wann immer er das will. Wenig erstaunlic­h: Schon bald beruhigte sich die Situation und Luca hatte keine Angst mehr um seine Mutter. Für das Kind wurde vieles besser, für die Lehrerin nicht. Denn es gab Eltern von Klassenkam­eraden, die nicht begeistert waren – weder von Luca, noch von der Sonderbeha­ndlung. „Luca wurde der Buhmann für alles“, erinnert sich die Direktorin. „Er wurde sogar zu Unrecht beschuldig­t, Dinge angestellt zu haben.“

Und der Lehrerin wurde von Eltern unterstell­t, sie würde keinen ordentlich­en Unterricht machen. Keine einfache Situation für Emma. Zum Glück standen Direktion und Schulaufsi­cht hinter hier. Dafür, dass Emma nie aufgegeben hat, ist ihr die Mutter ewig dankbar. Und Luca? Er ist heute ein normaler Bub, der ohne Mama in die Schule geht.

*Namen geändert

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