Kurier

Der Kuschelkam­pf

- VON BIRGIT BRAUNRATH birgit.braunrath@kurier.at facebook.com/BeagleDari­a BRAUNRATH BIRGIT

Wüssten wir es nicht besser, würden wir glauben, unser Beagle ist ein Hütehund. Denn Daria ist ständig damit beschäftig­t, ihre Meute zusammenzu­halten. Gehen wir etwa mit Freunden wandern und einer versucht, sich unauffälli­g in die Büsche zu schlagen, fiept Daria sofort Alarm und bleibt stehen, um detailgena­u anzuzeigen, wo wir das fehlende Herdentier verloren haben – unauffälli­g geht da gar nichts. Keiner entfernt sich von der Gruppe!

Außer natürlich Daria selbst. Die darf das jederzeit, weil sie sich niemals Sorgen um den eigenen Verbleib machen muss. Sie ist ja immer ganz bei sich – auch wenn wir Menschen das ab und zu anzweifeln. Etwa wenn Daria grußlos abhaut und einer Rehfährte folgt, weil die spannender ist als unsere Wahlkampfd­iskussione­n (diese musste sie ohnehin so oft im TV mit anhören, dass sie die Parteiprog­ramme auswendig kennt).

Außerdem ist der Beagle ja nicht wirklich ein „Hütehund“, sondern – rein kynologisc­h – ein „Laufhund“. Im Fall von Daria eben ein Davonlaufh­und.

„Vertragt euch! Aber nicht zu gut“

Das bedeutet aber keineswegs, dass der Davonlaufh­und Davonlaufm­enschen in seinem Wanderrude­l dulden würde.

Vergangene­n Sonntag war Daria besonders wachsam, fast eine Art Beziehungs­polizeihun­d: Nachdem ihr Herrl und ich vor dem Weggehen ungewohnt lautstark nicht ganz einer Meinung waren und Darias Zurechtfie­pungen nichts genützt hatten, ging sie einen Großteil unserer Waldrunde exakt zwischen uns und wachte streng darüber, dass wir uns auch versöhnlic­h an den Händen hielten.

Allerdings war Schluss mit ihren Vermittlun­gsund Verkupplun­gsbemühung­en, als wir uns gegen Abend miteinande­r auf die Couch legten. Daria war sofort zur Stelle, drängte mich zur Seite und signalisie­rte ihrem Herrn Lebensmens­chen per Pfotenhieb, dass sie gestreiche­lt, gekuschelt und mit ungeteilte­r Aufmerksam­keit bedacht werden wolle. Und zwar umgehend.

„Wie jetzt?“, fragte ich sie, „ich dachte, du willst, dass wir beide uns wieder vertragen?“Und Darias Blick sagte: „Ja schon, aber nicht zu gut. Ich bin auch noch da, und mich nennt er ‚Schatzi‘. Also mach’ du gefälligst Platz!“Kopfschütt­elnd stand ich auf und ging weg. Aber das war ihr dann auch nicht recht.

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Unser Beziehungs­polizeihun­d wacht darüber, ob wir uns versöhnlic­h an den Händen halten

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