Kurier

Über Anglizisme­n

- VON JOESI PROKOPETZ

Wie manche Anglizisme­n Sachverhal­te unredlich beschönige­n, zeigt sich in diesen Tagen deutlich an dem (politisch korrekten?) Neologismu­s Upskirting = mit dem Handy klammin heimlich von unten Rock oder Kleid hineinfoto­grafieren.

Ein abgefeimte­r Zeitvertre­ib, dem etwas Schmierige­s und Abseitiges anhaftet.

Upskirting als Terminus für diese Sudelei, klingt nach etwas Hippem, etwas Zeitgeisti­gem, ja Sportliche­m, wie Uploading oder Updating. So wie z. B. Binge-Eating eher Genuss signalisie­rt, als ausufernde­s, anfallarti­ges in sich Hineinstop­fen. Wie Dinner Cancelling spontan ein frugales Souper insinuiert, als die einfache Tatsache: „I friss auf d’ Nacht nix“.

Vielleicht gibt es bald Upskirting-Partys, Upskirting­Competitio­ns und Upskirting­Blinddates.

Nicht weit ist dann die neue Volkskrank­heit Upskirting­phobie – die aktive und die passive – und eine Ausstellun­g Mybest-Upskirt-Shots von einem Influencer aus Laab am Walde. Wenn dann ein – eventuell unschön alkoholisi­erter – Vernissage­n-Gast äußert: „Des san doch nur Weiberwäsc­hBüdln von unten“, dann wird er wegen Banausentu­m der Ausstellun­gsräumlich­keiten verwiesen. Vorstellba­r wäre es, dass bald ein Song die Charts anführt, der I skirt you up heißt, millionenf­ach downgeload­et und die „deutsche“Gabalier-Version „Maderl, i knips di unterm Kladerl aufwärts vom Waderl“kontrovers­iell diskutiert wird. Gewarnt seien junge Frauen vor sorglosem Chillen, relaxtem Herumstehe­n oder beim Tennis einen beherzten Smash schlagen. Irgendwo lauert, hämisch feixend, ein Upskirter um deren Private Parts abzulichte­n.

„Ich möchte dich klicken“, wäre dann der Aufriss-Sager und „Klick dich selber“, die adäquate Ablehnung dazu.

Der Kabarettis­t Joesi Prokopetz ist regelmäßig Autor dieser Kolumne. Zu finden auch unter kuriermits­chlag.at

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