Wenn Räume Geschichten erzählen
Dresdner Residenzschloss. Die rekonstruierten Paraderäume von August dem Starken sind wieder zu besichtigen
In Dresden wurden die Königlichen Paraderäume Augusts des Starken und das Porzellankabinett im Residenzschloss Dresden wieder eröffnet – genau 300 Jahre nach der Ersteröffnung und 75 Jahre nach ihrer Zerstörung.
Nicht nur „ein besonderer Ort sächsischer Geschichte von der Renaissance bis zur Gegenwart, sondern auch deutscher und europäischer Geschichte“, so Ministerpräsident Michael Kretschmer.
Bis ins kleinste Detail wurde das Raumkunstwerk des Spätbarock in Sachsens Hauptstadt, das ein authentisches Erleben der prachtvollen Ausstattung des 18. Jahrhunderts möglich macht, um rund 35 Milllionen Euro rekonstruiert: u. a. die monumentalen Deckengemälde von Louis de Silvestre nach Farbfotografien von 1942/44, und die barocken Prunktextilien des Audienzgemaches aus Pilastern mit Seidensamt und Goldstickereien.
Zu sehen sind auch Prunkmöbel, die einst zu den Repräsentationsräumen gehörten, Staatsgewänder des Kurfürst-Königs und die Lieblingswaffen von August des Starken.
Viel Gold
Sachsens legendärer Kurfürst August der Starke (16701733 – Friedrich August I. von Sachsen), seit 1697 als August II. König von Polen und Grossfürst von Litauen, hatte die insgesamt neun Paraderäume zur Hochzeit seines Sohnes mit einer Kaisertochter 1717 umbauen und kostbar ausstatten lassen, unter anderem mit 100 Quadratmeter großen Deckengemälden.
Hier wurde die Braut, Maria Josepha von Österreich, vom sächsischen Kurfürsten empfangen. „Die Paraderäume und das Turmzimmer waren bei Ihrer Eröffnung 1719 Ausdruck eines selbstverständlich europäischen Kulturverständnisses. Einflüsse aus vielen Ländern Europas stärkten das Ringen um eigene Perfektion und künstlerische Höchstleistungen“, sagt Marion Ackermann, die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. „Man ist wie in einem ganz anderen Reich gelandet.“
Die Räume erzählen Geschichten aus vergangenen Zeiten und sind „das Herzstück des Residenzschlosses“ so Ackermann. „Man versteht, wie weit es auch wirklich für politischen Machtanspruch und Repräsentation genutzt wurde.“Dieses Herzstück war im 18. Jahrhundert ein europäisches Projekt und sei es heute wieder.
Porzellan-Preziosen
Der Leidenschaft Augusts des Starken für das weiße Gold wird im Porzellankabinett im Turmzimmer Rechnung getragen. Eingerichtet durch seinen Sohn August III., diente es gut 200 Jahre lang als prominenter Schauraum für die vielbeneideten Meissener Porzellane. Mit den Elementvasen des Hofbildhauers und Modellmeisters Johann Joachim Kaendler kehrten einzigartige Hauptwerke der Meissener Manufaktur ins Schloss zurück, die 75 Jahre im Depot der Porzellansammlung schlummerten.