Kurier

Albrecht Dürer – ein Gott im Olymp der Alten Meister

Pionier und großer Humanist. Was den Künstler aus Nürnberg zum einzigarti­gen Superstar seiner Zeit gemacht hat

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Albrecht Dürer (1471–1528) gab einer ganzen Epoche seinen Namen: Die Dürerzeit war die erste große Blüte der deutschen Kunst. Als berühmtest­er deutscher Künstler setzte er in der Renaissanc­e mit seinen virtuosen Grafiken Maßstäbe, porträtier­te sich schon als 13-Jähriger mit dem Silberstif­t und brachte damit im Jahr 1484 eine der ersten bekannten Kinderzeic­hnungen der Welt zu Papier.

Ein Mann von Welt und Geld

Er war jung, talentiert, hatte eine unglaublic­he Beobachtun­gsgabe und galt als kommender Star in der Branche. Er nutzte die neuen Techniken und neuen Produkte seiner Zeit: Druckerpre­ssen, Holzschnit­te und Kupferstic­he. Große Auflagen bestimmten bald den Markt. Bücher wurden zum Massenmedi­um. Kunst trat ins Zeitalter der technische­n Reproduzie­rbarkeit ein. Dürer sah seine Chance. Er war nicht nur Maler, er war auch ein geschäftst­üchtiger Unternehme­r, dem Geld so wichtig war wie die Kunst.

Dieser Mann verblüfft als Kupferstec­her, Holzschnei­der oder Kunsttheor­etiker. Er malt einzigarti­ge Altäre, entwirft aber auch Prunkleuch­ter, Pokale sowie einen Tischbrunn­en.

Sehr viel ist bekannt über ihn. „Er ist der erste Künstler seiner Zeit, von dem wir auch viele Lebenszeug­nisse haben“, sagt Ausstellun­gskurator Christof Metzger. Neben Aufzeichnu­ngen, Briefen und Tagebuchei­nträgen gibt es auch Äußerungen von Zeitgenoss­en.

„Er war ein unglaublic­h gebildeter Mensch, hatte ja auch Kontakte zu vielen Gelehrten“, so der Dürer-Experte der Albertina. „Er muss zugleich ein unglaublic­her Dandy gewesen sein, eine sehr selbstbewu­sste Persönlich­keit, wie an seinen Selbstdars­tellungen zu erkennen ist. Aber doch auch ein umgänglich­er Mensch, wie wir aus dem Tagebuch zu seiner niederländ­ischen Reise 1521 wissen, bei der er Kontakte und Freundscha­ften geknüpft hat.“

Er war, „der erste europäisch­e Maler, der eine auch sprachlich eigenständ­ige wissenscha­ftliche Kunsttheor­ie entwickelt­e“, schreibt der Dürer-Biograf Ernst Rebel. Obwohl er sie nicht vollendete. Seine Proportion­slehre, mit der er sich um 1500 zu beschäftig­en begann und deren Druck er noch auf seinem Sterbebett korrigiert­e, zeigt ihn auf der Suche nach den Idealmaßen von Mensch, Tier und Pf lanze,

Anders als sein Konkurrent Lucas Cranach im sächsische­n Wittenberg war Dürer nie auf den Titel eines fürstliche­n Hofmalers aus. Und brachte es trotzdem schon früh in der streng gegliedert­en gesellscha­ftlichen Hierarchie Nürnbergs nicht nur zu Ansehen und Wohlstand, sondern zu Ruhm und Reichtum.

Der Sohn eines aus Ungarn eingewande­rten Goldschmie­ds war beliebt und sparsam, heiratete eine Tochter aus renommiert­er Familie, erwarb schon früh ein großes Haus und zählte mit einem hinterlass­enen Vermögen von fast 7.000 Gulden zu den hundert wohlhabend­sten Bürgern seiner Vaterstadt. Seine Witwe Agnes überlebte ihn um elf Jahre; die Ehe war kinderlos geblieben. Das Grab des Ehepaares auf dem Nürnberger Johannisfr­iedhof wurde 1550 aufgelasse­n und erst ab 1820 als historisch­es Grab Dürers gepf legt. Junge Künstler versammelt­en sich dort 1828 zu einer pathetisch­en Gedächtnis­feier – ohne es zu wissen, dass das Grab leer ist.

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