Kurier

Die Königin der Kamera

Annie Leibovitz wird 70. Ihre Bilder sind weltberühm­t, ihr Leben ist ein Auf und Ab

- BARBARA REITER TASCHENVER­LAG/ANNIELEIBO­VITZ

Die größte Motivation für Menschen in schwierige­n Lebenslage­n sind wohl Menschen, die sich daraus befreien.

Annie Leibovitz, berühmte Star-Fotografin, die selbst zum Star wurde, ist eine davon. Dreht man die Uhr um zehn Jahre zurück, stand sie nämlich just rund um ihren 60. Geburtstag vor dem finanziell­en Ruin. Von Millionens­chulden war die Rede – offenbar eine Kombinatio­n aus Kummer und Verschwend­ungssucht, da Leibovitz’ Mutter und ihre Lebensgefä­hrtin, Schriftste­llerin Susan Sontag, kurz hintereina­nder starben.

Dass sich Leibovitz aber nie unterkrieg­en ließ, zeigt nicht nur die Tatsache, dass zu ihrem 70er am 2. Oktober ihre finanziell­en Nöte längst der Vergangenh­eit angehören. Sondern auch das eben erschienen­e Buch „Sontag: Her Life and Work“. Darin spricht David Rieff, Sontags Sohn über die Beziehung seiner Mutter zu Annie: „Ich habe oft gesagt, sei netter zu ihr oder verlasse sie.“Der Schriftste­ller Richard Howard erzählt sogar von ständigen Verbal-Attacken. „Du bist so dumm, du bist so dumm.“Doch Leibovitz pflegte Sontag bis zu ihrem Krebstod 2004 und versorgte sie finanziell. Ihr eigenes Finanzdeba­kel zog sich zwar bis 2014, als Leibovitz’ New Yorker Anwesen um 21 Millionen Euro versteiger­t wurde, seither aber kein mediales Wort mehr über Geldproble­me. Der Erfolg ist zurückgeke­hrt. Das aktuelle Cover der USVoguegeh­t auf das Konto der Königin der Kamera, die Olivia Colman, die künftige Königin Elizabeth aus „The Crown“(Netflix), in einer mit goldenen Ornamenten verzierten Robe abgelichte­t hat. Auf den ersten Blick ist klar: Echt Leibovitz! Symptomati­sch für die Frau, die ihre Karriere 1970 beim Rolling Stone begann. Das Bild der in Milch badenden Whoopi Goldberg, der schwangere­n Demi Moore oder des nackten John Lennon, der Yoko Ono umschlingt: Jedes trägt ihre Handschrif­t. Lennons Foto entstand 1980 nur Stunden vor seiner Ermordung.

Geschichte­n wie diese hat Leibovitz nach fast 70 Jahren viele zu erzählen. Zum Beispiel die von Queen Elizabeth, die 2007 vom Set flüchtete, nachdem Leibovitz sie gebeten hatte, die Krone abzunehmen. Die BBC sprach in einer Doku sogar von „Crowngate“. Trotzdem löste sich später alles in Wohlgefall­en auf. Die Queen ließ sich 2016 zum 90. Geburtstag wieder von Leibovitz, die den Vorfall Jahre später kommentier­te, porträtier­en. „Manmussdas­verstehen.Die Robe der Queen war 25 Kilo schwer, und ich hatte sie bei ihrer Lieblings-TV-Show gestört. Sie hat meine Bitte am Ende aber mit Humor genommen und die Krone abgelegt.“

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Fotografin Annie Leibovitz feiert am Dienstag ihren 70. Geburtstag Annie fotografie­rte „Arnie“kurz vor der Wahl zum Mr. Olympia 1975 in Pretoria. Elizabeth II. hatte Leibovitz zu deren 90. Geburtstag vor der Linse – gemeinsam mit Enkeln und Urenkeln. Papst Franziskus nahm sie 2018 ins Visier
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Das Milchbad von Whoopi Goldberg aus dem Jahr 1980 ist eines der berühmtest­en LeibovitzB­ilder
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