Stipendien sollen Ärzte im Land halten
Das neue Studium der Artificial Intelligence wird extrem stark belegt. Ebenso Medical Engineering. Der Umbau der JKU geht ungebrochen weiter.
Mit Anfang Oktober startet das Wintersemester 2019/’20. Ein Gespräch mit Meinhard Lukas (49), dem Rektor der Johannes Kepler Universität (JKU).
KURIER: Sie wollen mehr Studierende für die MINTFächer gewinnen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik). Gelingt Ihnen das schon für das neue Studienjahr? Meinhard Lukas: Man kann es noch nicht absehen, weil die Anmeldezahlen endgültig erst im November da sind. Es liegen aber für das neue Studium Artificial Intelligence (Künstliche Intelligenz) bereits Hunderte Anmeldungen vor. Es ist europaweit das erste Studium dieser Art.
Können Sie die alle bedienen?
Selbstverständlich. Für das neue Studium Medical Engineering haben sich mehr als hundert angemeldet. In der Informatik und der Mechatronik haben sich nicht weniger angemeldet. Unsere Intentionen gehen voll auf. Viele angehende Studenten bevorzugen Wien. Nach ein paar Semestern werden die Betreuungsqualität und der persönliche Kontakt wichtiger. Diese Studierenden wollen wir abholen, auch in Wien. Glauben Sie, dass die Intention, durch die Medizinfakultät mehr Ärzte nach Oberösterreich zu bringen, aufgehen wird?
Diese Idee ist völlig richtig. Alle Beispiele zeigen, dass sich die jungen Menschen dort niederlassen, wo studiert wird. Wir haben einen massiven Braindrain von Oberösterreich nach Wien, weil so viele in Wien studieren und dort bleiben. Das ist eine der größten Herausforderungen, die wir an diesem Standort haben. In der Medizin, in der Technik, zwischenzeitlich auch schon in den Wirtschaftswissenschaften. Deswegen ist es so wichtig, dass wir hier ein attraktives Angebot haben. Am Ende dieses StudienStipendium
jahres promovieren die ersten Linzer Medizinstudenten. Dann werden wir es sehen.
Es gibt verschiedene Überlegungen, wie man die Medizinstudenten bewegen kann, doch hier im Land zu bleiben. Eine Idee ist, eine Studiengebühr einzuheben, die aber von jenen nicht bezahlt werden muss, die als Ärzte hier bleiben.
Ich halte es für unbedingt wichtig, über Anreizsysteme nachzudenken, dass Studierende hier bleiben. Aus europarechtlichen Gründen wird das über die Studiengebühr schwer zu steuern sein. Ich halte es für absolut richtig, über Stipendienmodelle nachzudenken, die das daran binden, dass die Studenten dann hier in der Region Oberösterreich tätig werden. Das wird rechtlich möglich sein. Hier gibt es auch politische Überlegungen. Ich habe das etwa auf der Agenda des Sebastian Kurz gesehen. Ich halte das für einen verfolgenswerten Vorschlag. Wir werden so etwas brauchen.
Es sollen also Studenten Stipendien gewährt werden, die sie nicht zurückzahlen müssen?
Ja, wenn sie das Versprechen erfüllen, beispielsweise als Kassenarzt inder Region tätig zu werden. Wir haben das Problem,zu wenig Hausärzte zu haben, nicht nur in den ländlichen Regionen, sondern zwischenzeitlich auch in den Städten. Die Zahl der Wahlärzte und der Nicht-Kassenärzte nimmt zu. Das ist ein großes soziales Problem. Denn es bedeutet, dass Menschen, die es sich leisten können, schneller einen Zugang zur medizinischen Leistung bekommen als jene, die sich das nicht leisten können. Das darf man in Österreich nicht zulassen.
Heuer wurden das Somnium auf dem TNF-Turm und die LIT-Factory an der Kepleruni eröffnet. Die neue Eingangshalle und der Neubau der Bibliothek sind baulich weit fortgeschritten. Wie wird es hier weitergehen?
Wir führen an der JKU die größte Infrastruktur offensive seit ihrer Gründung durch. Wenn ich alles zusammennehme, inklusive des Campusgebäudes der Medizinfakultät, das vom Land finanziert wird, investieren wir 200 Millionen Euro am gesamten Universitäts standort. Entweder mit Bundes-oder
„Die Abwanderung nach Wien ist eine der größten Herausforderungen für den Standort.“Meinhard Lukas
mit Landesgeld. Damit wird sich die Infrastruktur massiv ändern. Wir sind absolut im Zeitplan. Die Keplerhall, die neue Aula der Universität und die Homebase für unser Sportinstitut, werden im Frühjahr eröffnet. Das neue Learning Center als Erweiterung der Bibliothek wird ebenfalls im Frühjahr eröffnet. Die beiden Scienceparks IV und V werden im Frühjahr 2021 fertig sein. Mit dem Sciencepark V holen wir die LIMAK (Linzer Management Akademie) zurück an die Universität.
Das ist nicht das Ende. Wir denken mit der BIG (Bundesimmobiliengesellschaft) über den Campus 2.0 im Westen des Universitätsgeländes nach. Es geht darum, für die neue Business School und zugehörige Bereiche ein neues
Gebäude zu errichten. Mit dem Ziel, das ehemalige Institutsgebäude I gänzlich der Lehre zu widmen. Damit sollen die sozialund wirtschaftswissenschaftlichen Institute (SOWI) in ein neues Gebäude gebracht werden. Das wird dann das neue SOWIGebäude. Das bestehende Managementcenter benötigen wir für die Erweiterung der Physik. Die Investorfrage ist nun schwieriger geworden, denn die Idee ist, dass ein Privatinvestor das College baut und die Miete von Land und Industrie gefördert wird. Die Planung ist auf Schiene, das Projekt ist aber zeitlich verzögert.