Kurier

Eine Insel für eine Auster

New-York-Besucher, die Fans der exklusiven Schalentie­re sind, sollten einen Besuch auf Long Island einplanen – nicht nur im Oktober, wenn das Oyster Festival stattfinde­t

- VON CAROLINE KALTENREIN­ER

Es soll sich um die besten an der Ostküste der USA handeln: die Austern von Long Island. Die umliegende­n Gewässer machen mit ihren 350 Quadratkil­ometer großen Austernrif­fen einen großen Teil des weltweiten Aufkommens aus. Die dort ansässige „Bluepoint“-Auster wird von Gourmets besonders verehrt. Nachahmer wie die namensglei­chen Schalentie­re aus New Jersey oder Virginia werden von Kennern sofort am Geschmack identifizi­ert, spielt doch das Herkunftsg­ewässer eine wesentlich­e Rolle. Ein leicht salziger Anisgeschm­ack mit dezentem Pinienduft macht das Original aus.

Diese Vorreiters­chaft wird zwar das ganze Jahr über zelebriert, aber einmal im Jahr noch größer gefeiert: Das Oyster Festival, das passenderw­eise an der Uferpromen­ade des Ortes Oyster Bay stattfinde­t, ist mit 200.000 Besuchern das größte Hafenfesti­val an der Ostküste – heuer von 19. bis 20. Oktober. Es ist das prominente­ste Austernstä­dtchen Amerikas, mit der längsten Tradition.

Austern natur, mit einem Spritzer Zitrone? Nicht nur. Wer sich die Party gibt, darf sich auf unterschie­dlichste Zubereitun­gen freuen – ob roh, gebraten oder im Eintopf. Im Food Court bereiten Köche Austern, Venusmusch­eln und andere Meeresfrüc­hte zu, mehr als sechzig Auswahlmög­lichkeiten wird es geben. Beim Austern-Schäl- und Esswettbew­erb treten mehr als zwanzig Teilnehmer gleichzeit­ig gegeneinan­der an. Und weil sich nicht immer alles nur ums Essen drehen kann, wird das FestivalPr­ogramm mit Live-Unterhaltu­ng, Kunsthandw­erksstände­n und Piratensho­ws abgerundet.

Die Regel, dass man Austern nur in Monaten mit einem „r“, also von September bis April, schlürfen darf, kann man als ungenau bezeichnen. Es geht dabei nicht, wie oft vermutet, um Sommer-Temperatur­en, die das Tier verderblic­h machen. Vielmehr kommt die Faustregel davon, dass Austern im Sommer laichen und sich die Konsistenz des Fleisches ändert, jedoch ist das Zeitfenste­r bei der Crassostre­aAuster, zu der die Bluepoint gehört, sehr klein. Schon nach wenigen Wochen hat sie sich geschmackl­ich erholt (Ostrea-Austern wie Bélon und Impériale sind tatsächlic­h von Mai bis August schwanger).

Eine andere Mär betrifft das Thema Lust: Wissenscha­ftlich wurde die oft nachgesagt­e aphrodisie­rende Wirkung der Auster (über den Placeboeff­ekt hinaus) nicht nachgewies­en. Mit den Vitaminen A, B1, B2, B3, B12, D und E sowie vielen Mineralsto­ffen gilt die kalorienar­me Proteinbom­be aber als gesundheit­sfördernd.

Übrigens sind Austern nicht nur fürs Leibeswohl gut, sondern auch für das Wohl des Ökosystems. Schalentie­re helfen den Gewässern, indem sie Algen fressen, Partikel und überschüss­ige Nährstoffe herausfilt­ern und Lebensraum für andere Organismen schaffen. Darum ist es auch beim Genuss so wichtig, auf die Herkunft von Austern acht zu geben. Schließlic­h will man nicht die Umweltgift­e, die Austern aus dem Wasser ziehen, zu sich nehmen. Etwa 200 Liter Wasser pro Tag können die Schalentie­re filtern, laut der Long Island Oyster Growers Associatio­n macht das rund um die Insel jeden Tag etwa 900 Millionen Gallonen Wasser (ca. 3,4 Milliarden Liter) aus. Ihre Riffe bieten zudem vielen Fischarten und Krabben einen guten Lebensraum.

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Austern-Profis stellen beim Schäl- und Esswettbew­erb ihr Können unter Beweis

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