Kurier

Riga, Lettland

Sollt’ ich fallen nieder, so erbauet mich wieder

- STEFAN HOFER

„Ja man kadreiz sagrut bus, mani atkal celiet jus!“– „Sollt’ ich einmal fallen nieder, so erbauet mich doch wieder!“Das Motto am Schwarzhäu­pterhaus bewahrheit­ete sich. Im Zweiten Weltkrieg legten deutsche Truppen bei der Einnahme Rigas den Bau am Rathauspla­tz in Schutt und Asche, in den 1990ern wurde er, zur 800-Jahr-Feier der Stadt, originalge­treu rekonstrui­ert. Blickfang an der prunkvolle­n Ziegelfass­ade ist die blaue, astronomis­che Uhr: Der „Ewige Kalender“wurde 1626 hergestell­t, heute ist ein Nachbau zu sehen. Die Schwarzhäu­pter waren übrigens unverheira­tete ausländisc­he Kaufleute, die in der Hansestadt lebten. Auffällig ist der Betonklotz nebenan im Stil des sowjetisch­en Modernismu­s, er beherbergt das viel besuchte Okkupation­smuseum. Die Sowjetzeit ist lange vorbei. „Wir sind zurückgeke­hrt nach Europa, keine Neuankömml­inge“, betont Stadtführe­rin Nora im Gespräch. Abwanderun­g ins Umland und nach Westeuropa sowie niedrige Geburtenra­ten ließen die größte Stadt des Baltikums schrumpfen. Dafür haben Touristen die Jugendstil­Stadt für sich entdeckt, charmante Cafés an jeder Ecke. Seit 2014 zahlen die Letten mit dem Euro; die Preise stiegen. Für Hungrige lohnt sich ein Bummel im Zentralmar­kt, die dortige Fischhalle ist für robuste Näschen. Riga erkundet man besonders gut von oben (Aussichtsp­unkte) und vom Wasser aus. Bei einer einstündig­en Bootsfahrt auf der Daugava und dem Kanal, der um die Altstadt fließt, bieten sich ungewöhnli­che Einblicke.

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