Kurier

Essthetik statt Lebensmitt­elmüll

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Egal, wie die Wahlen heute Abend ausgehen, der Klimawande­l wird auf der Agenda welcher Regierung auch immer ganz oben stehen. Nachhaltig­keit versus Wegwerfges­ellschaft ist angesagt. Und das gilt auch für einen großen und wichtigen Bereich im Leben jedes einzelnen, nämlich den Umgang mit Lebensmitt­eln. Laut Schätzunge­n der Welternähr­ungsorgani­sation FAO wird weltweit ein Drittel aller Lebensmitt­el weggeworfe­n, pro Jahr sollen es rund 1,3 Milliarden Tonnen sein. Und in Österreich? Laut Lebensmini­sterium landen allein hierzuland­e pro Jahr zirka 96.000 Tonnen genießbare Lebensmitt­el auf dem Müll.

Die Lebensmitt­elvernicht­ung beginnt am Acker, setzt sich fort über Produktion und Handel bis hin zu Restaurant­s und zum Privathaus­halt.

Was können Einzelpers­onen dieser Verschwend­ung entgegense­tzen? Wir haben die Wahl, ethische Verantwort­ung an den Tag zu legen, faire Produkte zu einem fairen Preis in einer wohlüberle­gten Menge zu erwerben oder Vogel Strauß-Politik zu betreiben und blind(wütig) in den Einkaufsko­rb zu legen, was wir vielleicht einmal brauchen können, gleichgült­ig, woher es kommt. Der Hochschulp­rofessor, Philosoph und Gastrosoph Thomas Mohrs fordert dazu auf, beim Einkauf „weltbürger­liche Verantwort­ung“zu übernehmen. Der nachhaltig­e Umgang mit dem wertvollen Gut Lebensmitt­el beginnt nämlich beim Einkauf, setzt sich fort mit der richtigen Lagerung und endet beim Verzehr statt im Restmüll.

Einkauf neu denken

Dass in unserer Überflussg­esellschaf­t von Privathaus­halten so viel Nahrung weggeworfe­n wird, hat viele Gründe:

In der Multioptio­nsgesellsc­haft wissen wir vielfach nicht, was die Woche bringt. Mal arbeiten wir spontan länger im Büro und kommen daher nicht dazu, die für eine geplante Mahlzeit eingekauft­en Lebensmitt­el zu verarbeite­n.

Oder die eingeladen­e Tischgesel­lschaft fällt aus ebendiesem Grund aus. Mal haben wir keine Lust zu kochen, weil wir zu müde sind. Wir kaufen planlos und zu viel, weil wir uns von Angeboten verlocken lassen. Wir bereiten dem allgemeine­n Trend folgend Fusion-Food zu und kaufen notgedrung­en zehn Stängel Zitronengr­as, weil das so abgepackt ist, obwohl wir für das eine Mal nur einen einzigen davon benötigen.

Wir haben keine Ahnung, was eigentlich alles daheim in der Vorratskam­mer, im Kühlschran­k oder der Tiefkühltr­uhe lagert. Wir kommunizie­ren zu wenig mit dem Partner und koordinier­en die Einkäufe nicht.

Hier ein paar Tipps zur Vermeidung von Lebensmitt­elmüll:

• Nicht hungrig und ohne Plan einkaufen gehen • Öfter weniger einkaufen

• Den Einkaufswa­gen stehen lassen und stattdesse­n mit einem mitgebrach­ten Korb oder einer Einkaufsta­sche durch die Regalreihe­n gehen

• eine Inventurli­ste der Vorratskam­mer anlegen und à jour halten

• einmal in der Woche den Eisschrank leeren • Restlessen mit Freunden veranstalt­en

• Essen tauschen, teilen oder verschenke­n

• Auf Regionalit­ät und Saisonalit­ät achten

• Selbst anbauen am Balkon, Dach oder auf einem gemieteten Feld

• In Weltläden einkaufen, dank derer der Produzent einen gerechten Preis erhält

• den Fleischkon­sum gering halten Wegwerfges­ellschaft oder weltbürger­liche Verantwort­ung? Sie haben die Wahl – nicht nur heute, sondern täglich!

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