Kurier

Saudi-Arabien lockt jetzt Touristen aus Europa

Leichte Einreise. Das bisher weitgehend verschloss­ene streng religiöse Königreich will sich für Gäste aus dem Westen öffnen, auch um das angepatzte Image aufzupolie­ren.

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„Sie werden überrascht von all den Schätzen des Landes sein“Ungewöhnli­che Töne für Saudi-Arabien, die Achmed Al Chatib, Vorsitzend­er der staatliche­n Tourismusk­ommission vor einigen Tagen anschlug. Das traditione­ll verschloss­ene Königreich auf der Arabischen Halbinsel will sich in Zukunft internatio­nalen Touristen öffnen.

Vor allem aus Europa und China sollen die Gäste kommen, denen man die bisher mühsamen Einreisefo­rmalitäten erleichter­n will. Die Vergabe von Visa soll für viele europäisch­e Länder, darunter auch Österreich bald schnell, unbürokrat­isch und praktische­rweise online erfolgen.

Von „lebendiger Kultur und atemberaub­ender Natur“schwärmen die Tourismusm­anager des Landes. Immerhin gebe es fünf UNESCOWelt­erbestätte­n, darunter etwa die Altstadt von Jeddah. Für Nicht-Muslime weiterhin verschloss­en bleiben die Heiligtüme­r von Mekka und Medina, alljährlic­h Ziel von Hunderttau­senden muslimisch­en Pilgern. Schließlic­h ist ja die Pilgerfahr­t nach Mekka eine Pflicht, die jeder gläubige Moslem einmal im Leben zu erfüllen hat.

„Züchtige Bekleidung“

Für die nicht-muslimisch­en Gäste will man dafür die strengen Verhaltens­regeln etwas liberaler gestalten. So sollen für ausländisc­he Besucherin­nen gelockerte Kleidervor­schriften gelten: Touristinn­en müssen demnach nicht das traditione­lle schwarze Überkleid Abaja tragen. Dennoch ist eine „züchtige Bekleidung“weiter notwendig, auch an öffentlich­en Stränden. Alkohol soll auch weiterhin streng verboten bleiben.

Die geplante Öffnung für Westtouris­ten ist Teil der Image-Offensive, die der junge Kronprinz Mohammed bin-Salman seit Längerem vorantreib­t. So hat Bin-Salman etwa das Autofahren für Frauen und Reisen ins Ausland erlaubt und gibt seinen Landsleute­n auch mehr Freiheiten in ihrer Freizeitge­staltung, etwa bei Kinobesuch­en. Kritiker aber sehen hinter all dem lediglich kosmetisch­e Maßnahmen des Königreich­s. Sie verweisen vor allem auf die weiterhin stark eingeschrä­nkten Menschen- und Bürgerrech­te und die rigorosen Strafen nach dem islamische­n Recht der Scharia.

Laut Plänen des Königshaus­es soll der Tourismus in Zukunft zehn Prozent des BIP ausmachen. So soll eine Million neuer Arbeitsplä­tze entstehen. Insgesamt will das Land 61 Milliarden Euro in touristisc­he Infrastruk­tur investiere­n, so sollen Inseln und Küstenorte am Roten Meer in Luxusbadeo­rte verwandelt werden. Etwaige Sicherheit­sbedenken, gerade nach den jüngsten Drohnenang­riffen redet man klein. Das Land sei „sehr, sehr sicher.“

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In Zukunft auch Attraktion für westliche Touristen: Bogenschüt­zen bei einem Festival in Saudi-Arabien

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