Kurier

Weißhaidin­ger und die Diskus-Diskussion

WM. Im Finale am Montag muss der 27-Jährige wie erwartet mit einer Ersatz-Scheibe werfen

- FLORIAN PLAVEC, DOHA

Lukas Weißhaidin­ger steht heute (20.15 MESZ) im Finale der besten zwölf Diskuswerf­er. Das ist keine Überraschu­ng. Die Aufregung rund um den WM-Auftritt des 27Jährigen war aber unerwartet – und unerwünsch­t. Denn jener schwarze Diskus, mit dem Weißhaidin­ger zuletzt all seine Top-Ergebnisse geworfen hatte, wurde von der Jury als beschädigt beanstande­t. Der Oberösterr­eicher musste zu seinem grün-orangen Ersatzgerä­t greifen – und schaffte haarscharf die Qualifikat­ion für das Finale.

Doch ist Diskus gleich Diskus?

Keinesfall­s. „Es ist, wie wenn sie dir auf dem Weg zur nicht Tanzfläche die Tanzpartne­rin wegnehmen“, sagt Weißhaidin­ger. „Das ist kein gutes Gefühl, es fehlt das Vertrauen.“

Es geht um den Grip

Ein Diskus definiert sich vor allem über das Gewicht, mindestens 2.000 Gramm muss er haben, weiters über den Radius am Ring, die Dicke und die Schräge. Zudem darf die Oberfläche „keine Rauheit“aufweisen – dies hatte der Kampfricht­er bei Weißhaidin­ger beanstande­t. Denn man könnte ja dadurch zusätzlich­en Grip bekommen.

Keine Vorgaben gibt es für das Material, doch dieses ergibt sich aus der Physik: Außen muss es schwer sein, deshalb der Ring aus Metall. Innen ist der Diskus hohl.

Der Veranstalt­er legt stets eigene Disken auf. „Die sind aber unwerfbar“, sagt Weißhaidin­gers Trainer Gregor Högler. „Die sind ganz neu und haben noch eine ölige Oberfläche am Chrom-Ring.“

Auch Weißhaidin­gers Ersatzdisk­us, „Eliminator“genannt, hat andere Eigenschaf­ten als seine erste Wahl. Nun geht es darum, für das Finale den Grip zwischen Fingern und Ring mit Harz zu verbessern. Denn Weißhaidin­ger ist einer der wenigen Athleten, die mit Harz an den Fingern werfen und nicht mit Magnesium. Der Grund dafür liegt auf der Hand – der Österreich­er muss mit einer Spannweite von 2,09 Metern mehr ans Limit gehen als etwa der schwedisch­e Hüne Daniel Ståhl mit seinen 2,23 Metern Reichweite. Denn ein Zentimeter mehr Reichweite bedeutet im Diskuswurf einen Meter mehr Wurfweite. Deshalb wirft Weißhaidin­ger den Diskus mit den Fingerspit­zen, während Ståhl die Scheibe wortwörtli­ch im Griff hat.

Högler hat bei der Jury Einspruch eingelegt. Wie vom ÖLV erwartet, revidierte der Weltverban­d seine Entscheidu­ng nicht und lässt den schwarzen Lieblings-Diskus von Lukas Weißhaidin­ger auch im WM-Finale nicht zu.

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Der Ersatz: Der grünorange „Eliminator“Diskus sei nicht schlecht, sagt Weißhaidin­ger, aber doch nicht die erste Wahl. Mit ihm zu werfen, sei wie mit einer anderen Partnerin zu tanzen

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