Philipp Hochmair und „Die Elektrohand Gottes“oder So geht ein „Schiller Rave“
Kritik. Die großen Balladen von Friedrich Schiller – das ist doch nur etwas, mit dem Gymnasiasten gequält werden oder sich Germanisten die Zeit vertreiben? Mitnichten! Zumindest dann nicht, wenn ein Schauspielkaliber wie Philipp Hochmair sich dieser Werke annimmt und gemeinsam mit seiner großartigen Band „Die Elektrohand Gottes“Schiller und den (mehrfach ausverkauften) Gläsernen Saal) zum Rocken bringt.
„Schiller Rave“nennt der vielseitige Künstler sein neues Programm, das im Prinzip den gleichen Regeln wie sein „Werther!“oder die Kultproduktion „Jedermann reloaded“funktioniert. Man nehme spannende und meist bekannte literarische Vorlagen und klopfe diese mit den Mitteln des Spiels, der Stimme und der Musik auf ihre Allgemeingültigkeit ab.
Klopfzeichen
Genau das macht Hochmair auch bei „Schiller Rave“– und zwar in höchster Vollendung. Denn das Abklopfen ist wörtlich gemeint. Als Bauarbeiter mit Helm und Metallstange in der Hand bearbeitet der auch aus Film und Fernsehen bekannte Hochmair das im Gläsernen Saal aufgestellte Band-Metallgerüst. „Schiller, wo bist Du? Schiller, komm zu uns!“
Ganz im Stil eines Frontman beschwört Hochmair den Autor und das Publikum. Zu Bühnennebel, den coolen Beats der „Elektrohand Gottes“(toll: Tobias Herzz Hallbauer, Jörg Schittkowski und Alwin Weber) spielt, spricht (mit Megafon und Mikro) und singt Hochmair Schiller. Und wie!
„Der Ring des Polykrates“, „Die Bürgschaft“, „Der Handschuh“, „Der Taucher“oder (als Gast) Goethes „Erlkönig“werden zu großen, heutigen, betörenden Konzertdramen. „Wollt ihr ,Die Glocke’?“fragt Hochmair zuletzt. Ja, bitte! Denn so geht Literatur heute! KURIER-Wertung: