Kurier

Ludwig hält an Rendi fest, aber Breitseite aus Niederöste­rreich

-

SPÖ. Bei den Sozialdemo­kraten wurde nicht einmal der Versuch unternomme­n, das Wahlergebn­isschönzur­eden. Jubel brandete im SPÖ-Zelt vor der Parteizent­rale nur kurz auf, als der Absturz des großen politische­n Gegners FPÖ auf den Bildschirm­en zu sehen war. Für die Genossen war das der einzige Balsam an diesem schwarzen Tag.

„Wir haben uns ein besseres Ergebnis erwartet“, sagte Thomas Drozda, Nummer zwei hinter Pamela RendiWagne­r in einer ersten Reaktion. Man könne nicht zufrieden sein mit dem Ergebnis. Natürlich werde man sich Koalitions­gesprächen „sicher nicht“verweigern, fügte er noch hinzu.

Aber werden er und Rendi-Wagner überhaupt bleiben können? Drozda dementiert­e, personelle Konsequenz­en wären jetzt nicht zu ziehen. Ähnlich Sonja Hammerschm­id, eine der wenigen Parteigran­den, die sich im Pressezent­rum blicken ließ: Es werde keine personelle­n Konsequenz­en geben. „Die SPÖ steht weiter zu hundert Prozent hinter Pamela RendiWagne­r. Sie hat Übermensch­liches geleistet.“Und man habe nur wenig Zeit gehabt, sonstwäred­asErgebnis„wohl besser geworden“.

„Zwischenst­ation“

Kurz nach 18 Uhr dann der Auftritt Rendi-Wagners, viel früheralse­igentlicha­ngekündigt. Unter viel Applaus mitunter von den roten Wahlhelfer­n, die „Menschlich­keit siegt“-Schilder hochhielte­n, marschiert­e sie mit ihrem Wahlteam – allerdings ohne Thomas Drozda – ins Wahlzelt. „Wir haben jetzt ein Ergebnis, ein Zwischener­gebnis, und es ist nicht das, was wir uns gewünscht haben, nicht das, wofür wir gekämpft haben.“So ehrlich müsse man sein, sagte sie, und die Tränen waren nahe. Es sei eine „schwierige Ausgangsla­ge“gewesen. Aber, sagte sie mitfesterS­timme:„Wirhaben auf die richtigen Themen gesetzt.“Siemachtek­lar,dasssie ihren Sitz nicht zur Verfügung stellen wird: „Heute ist eine Zwischenst­ation. Dieser Weg der Menschlich­keit wird weiter gehen.“

Ob das die Parteigrem­ien auch so sehen werden, wird sich schon heute zeigen. Ein Kronprinz oder eine Kronprinze­ssin ist derzeit aber

nicht in Sicht. Und unter den Funktionär­en im SPÖ-Zelt war eher zu hören, dass eine Führungsde­batte das Letzte sei, was man jetzt brauche.

Mit Kopfschütt­eln reagierten auch viele bei der Frage, ob die SPÖ dem großen Wahlsieger Sebastian Kurz ein Angebot für eine Koalition machen solle. RendiWagne­r hat dazu auch kein Wort verloren.

Wiens Bürgermeis­ter und Landespart­eichef Michael Ludwig sieht das so: „Was ich ausschließ­en kann, ist eine personelle Diskussion“, sagte er in einem ersten Statement. „DoktorRend­i-Wagnerhati­hr Bestmöglic­hes gegeben.“

Doch schon in St. Pölten sieht man das anders als in Wien. „Viele Menschen, auch in der SPÖ, können mit der Spitzenkan­didatin nichts anfangen. Sie ist ihnen zu wenig angreifbar“, sagt Franz Schnabl, Chef der SPÖ-Niederöste­rreich.

Der Landeschef von Tirol, Georg Dornauer, fordert eine „Kurskorrek­tur“, weil man offenbarni­chthabeübe­rzeugen können. Daher müsse die Partei „ohne Scheuklapp­en und Tabus“das Ergebnis besprechen. Der burgenländ­ische Landeshaup­tmann Hans Peter Doskozil, im Wahlkampf selten eine Hilfe für RendiWagne­r, sagt krankheits­bedingt nichts.

„Viele Menschen können mit der Spitzenkan­didatin nichts anfangen.“SP-NÖ-Chef Franz Schnabl über Pamela Rendi-Wagner

 ??  ?? SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner war den Tränen nahe. Ein Obfrau-Debatte wollte in der SPÖ am Sonntag jedoch kaum jemand
SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner war den Tränen nahe. Ein Obfrau-Debatte wollte in der SPÖ am Sonntag jedoch kaum jemand

Newspapers in German

Newspapers from Austria