Allein am Berg und ganz bei sich
Frauen, die von Abenteuern nicht nur träumen und aus Sehnsüchten Lebenswege machen
Es ist die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft. Der Freundschaft zwischen einer Pensionistin und ihrem Motorrad. 117 Tage war Margot Flügel-Anhalt mit einer 125er-Enduro unterwegs und bewältigte 18.000 Kilometer quer durch Osteuropa und Zentralasien.
Einen Motorradführerschein besitzt die ehemalige Sozialpädagogin nicht, doch ihr „alter grauer Lappen“erlaubt das Fahren mit Zweirädern bis 125 Kubikzentimeter. „Das muss reichen“, sagt sich die zweifache Mutter und Großmutter, als sie im Frühjahr 2018 in ihrem kleinen Dorf in Nordhessen startet. Sie durchquert die Grenzen von 18 Ländern und gerät dabei immer wieder an ihre eigenen: Allein als ältere Frau unterwegs auf einem Motorrad, oft weit entfernt von Menschen und dem, was man Zivilisation nennt.
Geholfen haben fremde Menschen mit Wasser, Unterkunft, Essen und technischer Hilfe. „Und sie schenkten mir Einblicke in ihre besonderen Leben. Ich bin ihnen für immer dankbar.“Warum diese Reise? „Ich wollte die wundervolle Bergwelt Zentralasiens mit eigenen Augen sehen.“Damit auch andere diese eindringlichen Bilder sehen können, wurde Margot Flügel-Anhalt ab Kilometer 7.000 von einem Filmteam begleitet. Technische und emotionale Tiefschläge gab es unterwegs jede Menge. Die größte Herausforderung war jedoch die Rückkehr in die Normalität. „Es gibt für mich nichts Schwierigeres, als aus der Freiheit der Ferne wieder ins normale Alltagsleben zurückkehren zu müssen.“
In der Wildnis
Die Sehnsucht nach Abenteuer, Landschaft und dem Unterwegssein: Davon erzählt auch Gale Straub mit ihrer Medienplattform „She Explores“(she-explores.com): Frauen, die Reisen und Abenteuer in der Wildnis lieben, können hier ihre Erfahrungen mit dem Reisen in all seinen Facetten teilen. Die Geschichten von 40 unterschiedlichen Frauen jeden Alters und ihrer persönlichen Outdoor-Abenteuer hat die Amerikanerin nun in einem Buch versammelt: „She explores – Frauen unterwegs“erzählt von Trips Rose Freemann und ihr Keybord unterwegs zu einem Konzert im Wald Anastasia Allison spielt Geige in den Bergen Margot Flügel-Anhalts nächster Motorrad-Trip steht kurz bevor mit Rucksack, Rad oder im Van; allein, zu zweit oder mit den besten Freundinnen. Es erzählt von der Kraft der Natur und eindringlichen Begegnungen in der Wildnis und mit sich selbst. Vom Schlafen unter Sternen, vom Kochen am Lagerfeuer und vom Überwinden vermeintlicher Grenzen.
Da ist etwa die Geschichte von Kathy Karlo, die sich, seit sie mit 24 Jahren zum ersten Mal einen Eispickel in der Hand hielt, ein Leben ohne Klettern nicht mehr vorstellen kann. Mit Mitte zwanzig kündigte die New Yorkerin ihren Job und verließ die Stadt, um ein Reisedasein zu führen. Als „lässig und dirty“bezeichnet sie ihr Kletter-Leben zwischen afrikanischen Steilwänden und den roten Klippen des Zion Canyons im südwestlichen Utah. „Das Klettern lehrte mich, Verantwortung für mich selbst zu übernehmen.“
Der „Kampf um den Platz in der Welt“war es, der Anastasia Allison einst zur Musik brachte. Seit sie vier ist, spielt sie Geige. Schon damals verbrachte sie die meiste Zeit draußen, um wandernd die Gegend zu erkunden. Gemeinsam mit ihrer Kumpanin Rose Freeman gibt sie heute Gipfelkonzerte. Unangekündigt. Nur wer Glück hat, erlebt die Musikerinnen live. Unter dem Namen „The Musical Mountaineers“kann man die beiden allerdings auf Facebook mitverfolgen.
Margot Flügel-Anhalt hat übrigens inzwischen den Motorradführerschein gemacht und bricht demnächst nach Indien auf. Gale Straub: She Explores. Frauen unterwegs. Übersetzt von Karin Weidlich. Verlag Knesebeck. 240 Seiten, 25,70 € Margot Flügel-Anhalt / Titus Arnu: Über Grenzen: Freiheit kennt kein Alter. DuMont Reiseabenteuer 256 Seiten, 16,40€ Liebt die Angst beim Aufstieg: Klettern ist Kathy Karlos Leben. Es hat sie gelehrt, Verantwortung zu tragen