Kurier

Kurz will bei Gesprächen mit Grün aufs Tempo drücken

Vieraugeng­espräche. Grünen-Chef sorgt sich nicht vor „linker Parteibasi­s“: „Die Basis, der ich mich verpflicht­et fühle, sind unsere 650.000 Wähler“

- Erstes Abtasten.

„Jetzt red ma amol.“Also sprach Werner Kogler vor seinem Zusammentr­effen mit Sebastian Kurz. Das Gespräch zwischen dem ÖVP- und dem GrünenChef bildete am Mittwoch den Abschluss der ersten Sondierung­srunde des Wahlsieger­s mit den Vertretern der anderen Parteien. Fortsetzun­g folgt. Kogler sprach von einer „echten Erkundung“: „Wir sind nicht auf der Flucht, das ist einmal ein Erstgesprä­ch.“Man müsse ausloten, ob es überhaupt einen Sinn mache, „monatelang zu verhandeln“. Sebastian Kurz dürfte die Sache nicht ganz so gemütlich sehen: Er wolle jedenfalls auch „aufs Tempo schauen“, erklärte der alte und mutmaßlich neue Kanzler. Heute, Donnerstag, wird Kurz ein erstes öffentlich­es Resümee der Sondierung­sgespräche ziehen.

ÖVP-Obmann Sebastian Kurz beendete am Mittwoch mit dem Grünen Werner Kogler, der mit einem Tesla-Elektrotax­i beim Winterpala­is in der Wiener Himmelpfor­tgasse vorfuhr, die erste Runde der Sondierung­sgespräche mit den Parteichef­s.

Das Gespräch dauerte mehr als zwei Stunden – sie seien aber noch nicht auf konkrete Themen eingegange­n, vielmehr seien Atmosphäri­sches und das gemeinsame Bemühen, nach dem Wahlkampf eine Gesprächsb­asis herzustell­en, im Vordergrun­d gestanden, sagte Kogler.

Der Grünen-Chef sah „aufrichtig­e Bemühungen für Gespräche“, er kündigte an, man werde nun mit „vertiefend­en Sondierung­en“beginnen, nächste Woche könnte es schon losgehen.

„Alles normal. Alles ganz easy“, versichert­e Kogler.

Wie lange die Sondierung­en dauern könnten, ließ er offen, und er gestand Kurz zu, parallel mit anderen Parteien zu sondieren. Exklusivit­ät sei erst gefragt, wenn es zu konkreten Verhandlun­gen kommt. „Da wollen wir nicht überheblic­h sein.“

Er habe aber den den Eindruck, dass es von der ÖVP „aufrichtig­e Bemühungen“gebe.

Auf die Frage, wie er die Sondierung­en parteiinte­rn abstimmen wird, sprach er das „grüne, linke Gespenst“an, vor dem so oft die Rede ist. „Schluss damit“, sagte Kogler. „Die Basis, der ich mich verpflicht­et fühle, sind unsere 650.000 Wähler.“

Sebastian Kurz erklärte noch vor dem Treffen, für ihn zähle Qualität, er wolle aber auch „aufs Tempo schauen“. Nur zur Erklärung: Sondierung­en sind nur die Vorstufe der eigentlich­en Koalitions­verhandlun­gen, die strukturie­rt in einzelnen ThemenGrup­pen geführt werden. 2017 haben ÖVP und FPÖ 64 Tage lang verhandelt, bis das türkis-blaue Programm stand.

Warum sich Kogler für die Vorstufe so viel Zeit lassen will? Der Grund liegt in den Statuten: Kogler kann sich sein Team für die Sondierung­en völlig frei aussuchen, für die nächste Stufe bräuchte er den Sanktus des erweiterte­n Bundesvors­tands – das ist ein ca. 60-köpfiges Gremium aus Vorstand plus Ländervert­retern.

Die Vieraugeng­espräche startete Kurz am Dienstag mit Pamela Rendi-Wagner (SPÖ) und Norbert Hofer (FPÖ), am Mittwoch war auch Beate Meinl-Reisinger dran. Eine Koalition mit der ÖVP alleine geht sich für Neos nicht aus; danach gefragt, wie sie zu einer Dreier-Koalition samt Grünen stehe, meinte die Neos-Frontfrau: „Der Ball liegt nicht bei mir.“

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APA/HELMUT FOHRINGER „Echte Erkundung“: Zwei Stunden lang unterhielt­en sich ÖVP-Obmann Sebastian Kurz und Grünen-Chef Werner Kogler
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Erste Sondierung von Kurz mit Kogler: „Jetzt red ma amoi“

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