Porschefahrer unerwünscht: SPÖ will zurück, „wo sie hingehört“
Nachwahlanalyse. SPÖ grenzt sich vom Stil ihres Ex-Managers Thomas Drozda ab. In Zukunft ist wieder Basisnähe angesagt.
Einmal ging’s noch. Thomas Drozda ist zwar schon am Tag nach der Wahl zurückgetreten, aber der Unmut in der SPÖ über den Lebensstil ihres Ex-Managers dauert an. So kam Drozda in der ersten Nachwahlanalyse durch die Landesparteigeschäftsführer am Mittwoch in Wien zu „Ehren“: Porschefahrer sind künftig im roten Headquarter unerwünscht.
Drozda war beim Abholen seiner Bürohabseligkeiten mit seinem privaten Porsche vor dem Parteihaus vorgefahren. „In Zukunft wollen wir wieder sichtbar machen, wo wir hingehören“, sagt ein Teilnehmer der Mittwoch-Sitzung zum KURIER.
Wie überhaupt die SPÖ mehr den Kontakt zu ihren Mitgliedern und Wählern herstellen will. Das fange bei der Sprache an, reiche über – eben – Stilfragen (wie Porsche fahren und teure Uhren) bis hin zur Präsenz bei Volksfesten und Ähnlichem.
Auch die Kommunikationswege will die SPÖ verbessern. In ihrer Nachwahlanalyse haben sich die Parteimanager unter dem Vorsitz des neuen Bundesgeschäftsführers Christian Deutsch die Effizienz der Werbeträger angesehen. Ergebnis: Die SPÖ erzielte zwar eine große Reichweite mit Plakaten, Inseraten etc., aber sie hatte enorme Streuverluste. In Zukunft will die SPÖ Zielgruppen fokussiert ansprechen.
Regieren mit Kurz?
In der Sitzung selbst war es zwar kein Thema – am Rande aber sehr wohl: die Beteiligung an einer türkis geführten Bundesregierung.
Der KURIER sprach mit mehreren Bundesländervertretern – die Stimmung ist ziemlich einhellig: Die Lust aufs Regieren mit der ÖVP hält sich in engen Grenzen.
Burgenlands Hans Peter Doskozil hatte bereits verlautbaren lassen, dass er aus dem Wahlergebnis von 21,2 Prozent, mit einem Minus von 5,7 Prozentpunkten, keinen Auftrag für eine Regierungsbeteiligung herauslesen könne.
Ähnlich ist die Stimmung in Wien. Man will zwar, falls eine Einladung von Sebastian Kurz kommt, „ernsthaft reden“, aber die „inhaltliche Kompatibilität“sei „sehr gering“. Die SPÖ müsse die Themen, für die sie stehe – Wohnen, Gesundheit, Pflege, gelebte Sozialpartnerschaft und faire Steuern – in der Praxis umsetzen. „Bei einer ÖVP mit 37,5 Prozent und einer SPÖ mit 21 Prozent ist eine Politik auf gleicher Augenhöhe nicht möglich“, heißt es aus Wien.
Die Kärntner sind nicht so skeptisch – Peter Kaiser regiert in Klagenfurt mit der ÖVP – aber auch sie sind dagegen, dass die SPÖ „für ein paar Ministerposten die Hosen runter lässt“. Was die FPÖ 2017 gemacht habe – im Eintausch für das Rauchergesetz den Zwölfstunden-Tag zu schlucken – so ein Deal komme für die SPÖ nicht in Frage.