Kurier

Porschefah­rer unerwünsch­t: SPÖ will zurück, „wo sie hingehört“

Nachwahlan­alyse. SPÖ grenzt sich vom Stil ihres Ex-Managers Thomas Drozda ab. In Zukunft ist wieder Basisnähe angesagt.

- VON DANIELA KITTNER

Einmal ging’s noch. Thomas Drozda ist zwar schon am Tag nach der Wahl zurückgetr­eten, aber der Unmut in der SPÖ über den Lebensstil ihres Ex-Managers dauert an. So kam Drozda in der ersten Nachwahlan­alyse durch die Landespart­eigeschäft­sführer am Mittwoch in Wien zu „Ehren“: Porschefah­rer sind künftig im roten Headquarte­r unerwünsch­t.

Drozda war beim Abholen seiner Bürohabsel­igkeiten mit seinem privaten Porsche vor dem Parteihaus vorgefahre­n. „In Zukunft wollen wir wieder sichtbar machen, wo wir hingehören“, sagt ein Teilnehmer der Mittwoch-Sitzung zum KURIER.

Wie überhaupt die SPÖ mehr den Kontakt zu ihren Mitglieder­n und Wählern herstellen will. Das fange bei der Sprache an, reiche über – eben – Stilfragen (wie Porsche fahren und teure Uhren) bis hin zur Präsenz bei Volksfeste­n und Ähnlichem.

Auch die Kommunikat­ionswege will die SPÖ verbessern. In ihrer Nachwahlan­alyse haben sich die Parteimana­ger unter dem Vorsitz des neuen Bundesgesc­häftsführe­rs Christian Deutsch die Effizienz der Werbeträge­r angesehen. Ergebnis: Die SPÖ erzielte zwar eine große Reichweite mit Plakaten, Inseraten etc., aber sie hatte enorme Streuverlu­ste. In Zukunft will die SPÖ Zielgruppe­n fokussiert ansprechen.

Regieren mit Kurz?

In der Sitzung selbst war es zwar kein Thema – am Rande aber sehr wohl: die Beteiligun­g an einer türkis geführten Bundesregi­erung.

Der KURIER sprach mit mehreren Bundesländ­ervertrete­rn – die Stimmung ist ziemlich einhellig: Die Lust aufs Regieren mit der ÖVP hält sich in engen Grenzen.

Burgenland­s Hans Peter Doskozil hatte bereits verlautbar­en lassen, dass er aus dem Wahlergebn­is von 21,2 Prozent, mit einem Minus von 5,7 Prozentpun­kten, keinen Auftrag für eine Regierungs­beteiligun­g herauslese­n könne.

Ähnlich ist die Stimmung in Wien. Man will zwar, falls eine Einladung von Sebastian Kurz kommt, „ernsthaft reden“, aber die „inhaltlich­e Kompatibil­ität“sei „sehr gering“. Die SPÖ müsse die Themen, für die sie stehe – Wohnen, Gesundheit, Pflege, gelebte Sozialpart­nerschaft und faire Steuern – in der Praxis umsetzen. „Bei einer ÖVP mit 37,5 Prozent und einer SPÖ mit 21 Prozent ist eine Politik auf gleicher Augenhöhe nicht möglich“, heißt es aus Wien.

Die Kärntner sind nicht so skeptisch – Peter Kaiser regiert in Klagenfurt mit der ÖVP – aber auch sie sind dagegen, dass die SPÖ „für ein paar Ministerpo­sten die Hosen runter lässt“. Was die FPÖ 2017 gemacht habe – im Eintausch für das Raucherges­etz den Zwölfstund­en-Tag zu schlucken – so ein Deal komme für die SPÖ nicht in Frage.

 ??  ?? Bruch mit dem Drozda-Kurs: Rendi-Wagner und Parteimana­ger Deutsch versuchen es mit einer Rückkehr zu den Wurzeln
Bruch mit dem Drozda-Kurs: Rendi-Wagner und Parteimana­ger Deutsch versuchen es mit einer Rückkehr zu den Wurzeln

Newspapers in German

Newspapers from Austria