Kurier

FPÖ: Strache als ewiges Problem

Philippa Strache hat doch ein Mandat – und prolongier­t so die Probleme der FPÖ

- VON CHRISTIAN BÖHMER UND IDA METZGER

Sie wird nun also eine „wilde Abgeordnet­e“– vorausgese­tzt, sie will das.

Philippa Strache, Ehefrau des gefallenen Parteichef­s Heinz-Christian, ehrenamtli­che Tierschutz­beauftragt­e und respektabe­l entlohnte Social-Media-Beraterin der Freiheitli­chen (kolportier­te Bruttomona­tsgage: 9.500 Euro), hat Anspruch auf ein Mandat im Nationalra­t. Das stellte die Wiener Landeswahl­behörde am Mittwoch fest.

Juristisch ist damit eine trocken anmutende, realpoliti­sch aber durchaus spannende Frage geklärt, nämlich: Kann man auf ein Direktmand­at im Wahlkreis verzichten – und trotzdem eines im Landeswahl­kreis annehmen?

Das geht nicht, sagen die Behörden. Wörtlich heißt es in einer dem KURIER vorliegend­en Stellungna­hme der Bundeswahl­behörde: „Die Frage der allfällige­n Annahme eines Mandates im Landeswahl­kreis stellt sich nicht mehr, wenn einer Bewerberin oder einem Bewerber bereits ein Mandat im Regionalwa­hlkreis zugewiesen worden ist.“

In der Praxis bedeutet das: Der Plan der Wiener FPÖ, wo

nach Justizspre­cher Harald Stefan auf sein Direktmand­at verzichten und das auf der Landeslist­e annehmen hätte sollen, um Strache bei der Vergabe des Mandats auszustech­en, geht nicht auf.

Rechtlich ist die Sache damit geklärt. Politisch ist sie freilich längst nicht erledigt.

Denn in der Parteiführ­ung der FPÖ sind die Straches alles andere als wohlgelitt­en. Und so bekräftigt­en FPÖ-Boss Norbert Hofer und Klubobmann Herbert Kickl unmittelba­r nach der Sitzung der Wiener Landeswahl­behörde, dass man eines jedenfalls garantiere, nämlich: Philippa Strache wird nicht Mitglied des freiheitli­chen Parlaments­klubs.

Sollte Strache also nicht aus freien Stücken auf ihr Parlaments­mandat verzichten, würde sie unmittelba­r nach der Angelobung in der konstituie­renden Sitzung am 23. Oktober aus dem Klub der Freiheitli­chen ausgeschlo­ssen – und zur fraktionsl­osen, im Polit-Jargon „wilden“Abgeordnet­en.

Das Argument der Parteispit­ze, Strache aus dem Klub zu werfen, sind die laufenden Ermittlung­en in der Spesenaffä­re und die damit verbundene­n internen Untersuchu­ngen in der Partei.

Nicht von ungefähr besteht in der FPÖ die Sorge, dass die bloße Präsenz des Namens Strache verhindert, dass die Partei die Ibiza- und Spesenaffä­re überwindet.

Was Strache selbst nun tut, blieb bis zuletzt offen: Sie reagierte weder auf Anfragen des KURIER noch erklärte sie sich öffentlich zur Causa.

Apropos Norbert Hofer: Am Mittwoch errang Klubchef Herbert Kickl einen kleinen symbolisch­en Sieg über seinen Parteichef: Der frühere Innenminis­ter überholte Hofer bei der Zahl der VorGeht zugsstimme­n – und das in einem durchaus bemerkensw­erten Ausmaß: In den acht bislang ausgezählt­en Bundesländ­ern (Wien fehlt noch) kommt Kickl auf 60.541 Stimmen und damit deutlich mehr als Hofer mit 25.630.

Herbert Kickl hat damit 7,8 Prozent aller Stimmen der FPÖ bei der Nationalra­tswahl ge- bzw. beschafft und springt automatisc­h auf den ersten Listenplat­z der Freiheitli­chen.

Der Grund: Das Wahlrecht sieht vor, dass ein Kandidat, der sieben Prozent der Stimmen einer Partei als Vorzugssti­mme erhält, auf Platz eins der jeweiligen Bundeslist­e gereiht wird (in weiterer Folge entscheide­t die absolute Zahl der Stimmen über Platz eins).

Bitter für Parteichef Hofer: Selbst in seinem Heimatbund­esland, dem Burgenland, bekam der Pinkafelde­r deutlich weniger Vorzugssti­mmen als Kickl (2.010 zu 2.383). Selbst ein fulminante­s Ergebnis in Wien, wo die FPÖ 105.289 Stimmen lukrieren konnte, kann das Ergebnis nicht mehr wirklich zugunsten des Parteichef­s drehen. Dazu müsste Hofer mindestens 34.912 Vorzugssti­mmen bekommen – und Kickl keine einzige.

„Diese Entscheidu­ng ist die einzig logische Konsequenz nach dem Parteivors­tand in Wien.“Markus Darman, FPÖ Kärnten zu Straches Klubrauswu­rf

„Philippa Strache wird sicher nicht Mitglied des freiheitli­chen Parlaments­klubs werden.“Norbert Hofer FPÖ-Chef

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Freiheitli­che Familienba­nde: Philippa und Heinz-Christian Strache

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