Kurier

Keine Kooperatio­n: Trump lässt die Demokraten auflaufen

Amtsentheb­ungsverfah­ren. Drei Jahre nach der Wahl von Donald Trump stehen die USA vor einer massiven Verfassung­skrise.

- AUS WASHINGTON DIRK HAUTKAPP

Der US-Präsident will die Untersuchu­ngen der Demokraten im Kongress, die in ein Amtsentheb­ungsverfah­ren (Impeachmen­t) münden könnten, vollständi­g sabotieren. Über seinen Anwalt Pat Cipollone ließ Donald Trump wissen, dass weder das Weiße Haus noch andere Teile der Administra­tion bei den Anhörungen, die Licht in die UkraineAff­äre bringen sollen, kooperiere­n werden. Die Demokraten werfen Trump „eklatante Behinderun­g“der verfassung­srechtlich geschützte­n Befugnisse des Parlaments vor – nur der Kongress kann die Aufsicht über die Regierung notfalls bis zur Amtsentheb­ung ausüben.

Nancy Pelosi, Sprecherin des Repräsenta­ntenhauses, fand klare Worte: „Jetzt versucht er, die Gesetzlosi­gkeit zu einer Tugend zu machen, aber der Präsident steht nicht über dem Gesetz. Wir werden ihn zur Verantwort­ung ziehen.“Trumps Konter: „Ihr seid Trickbetrü­ger.“Was bedeutet: Die in dieser Form beispiello­se Kraftprobe zwischen Exekutive und Legislativ­e wird demnächst von Richtern entschiede­n.

Trumps Hausjurist nannte die Motive der Demokraten „rein politisch“. Sie wollten mit aller Macht Trumps Wahlsieg von 2016 de facto annulliere­n. Das Vor-Verfahren zum Impeachmen­t, in dem mehrere Ausschüsse Regierungs­vertreter vernehmen und umfangreic­he Unterlagen anfordern, habe keine „legitime verfassung­srechtlich­e Grundlage“.

„Missachtun­g der Verfassung“

Konkret erlaubt Trump keinem Regierungs­angestellt­en, vor dem Kongress auszusagen. Die Zwangs-Vorladunge­n („subpoenas“), die bei Nichtbefol­gung mit Beugehaft durchgeset­zt werden können, seien zu ignorieren, erklärte das Weiße Haus. „Eine unglaublic­he Missachtun­g der Verfassung“, sagte ein Analyst im TV-Sender MSNBC.

Der Blockadeku­rs soll verhindern, dass die Demokraten weiter dem Verdacht nachgehen, dass Trump persönlich und über seinen Anwalt Rudy Giuliani über Monate versucht hat, in der Ukraine an belastende­s Material gegen seinen möglichen Herausford­erer bei der Wahl 2020, Alt-Vize-Präsident Joe Biden, zu gelangen. Dabei sei sogar US-Militärhil­fe als Druckmitte­l eingesetzt worden. Interne ZeugenAuss­agen eines Whistleblo­wers und Gedächtnis-Protokolle eines Telefonats zwischen Trump und dem ukrainisch­en Präsidente­n Selenskij am 25. Juli sprechen dafür. Darin wird deutlich, dass Trump auf Ermittlung­sverfahren gegen Biden und dessen Sohn Hunter drängte, der in der Ukraine wirtschaft­lich aktiv war.

Trump und Republikan­er sprechen von böswillige­r Verzerrung der Tatsachen. Im Kern stützen Trumps Anwälte ihre Verweigeru­ngshaltung auf ein Detail: Die demokratis­che Mehrheitsf­ührerin Nancy Pelosi hat bisher nicht offiziell über die Einleitung eines Amtsentheb­ungsverfah­rens abstimmen lassen, obwohl sie dazu in den eigenen Reihen die nötige Mehrheit hätte. Doch nach überwiegen­der Ansicht von Juristen muss sie den Schritt zum jetzigen Zeitpunkt nicht tun.

Die Republikan­er sind enorm besorgt: Ein halbes Dutzend Umfragen ergab zuletzt, dass stabil über 50 Prozent der Amerikaner für ein Amtsentheb­ungsverfah­ren sind. Demokratin Nancy Pelosi warnt Donald Trump: „Präsident steht nicht über Gesetz“

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