Kurier

„Nur wer aufs Risiko setzt, darf auch gute Renditen erwarten“

Geldanlage. Viele Österreich­er sind vorsichtig beim Geldanlege­n. Sie verlieren damit viel Geld. Das müsste aber nicht sein, sagt Bank-Austria-Chef Robert Zadrazil.

- VON IRMGARD KISCHKO UND ROBERT KLEEDORFER

Wer im Jahr 1990 sein Geld auf ein Sparbuch gelegt hat, konnte binnen zwölf Jahren mit einer Verdoppelu­ng des Angesparte­n rechnen. Wer dasselbe heute macht, kann damit rechnen, dass vielleicht seine Ur-Ur-Enkel einmal das Doppelte am Sparbuch sehen werden.

Robert Zadrazil, Chef der Bank Austria, macht mit diesem Beispiel eines klar: Mit Spareinlag­en ist heutzutage kein Vermögensa­ufbau möglich. „Trotzdem sind Bausparen und das Sparbuch noch immer die beliebtest­en Sparformen in Österreich“, sagt Zadrazil. Die Erkenntnis, dass das nichts bringe, sei inzwischen zwar da, aber die Menschen handelten nicht danach. Die Bank Austria versucht nun, diese Einstellun­g in Gesprächen mit den Kunden zu verändern. Denn nur wer auch Risiken mit der Veranlagun­g eingehe – sprich Wertpapier­e kaufe –, könne gute Renditen erwarten.

Da sich einer Umfrage der Bank zufolge mehr als 50 Prozent der Österreich­er als „vorsichtig­e Anleger oder Risikoverm­eider“bezeichnen würden, rät Zadrazil zum Einstieg zu Garantiepr­odukten. Dabei garantiert die Bank den Erhalt des Kapitals, dazu gibt es – je nach Produkt – noch Erträge.

Mit Garantiean­leihen sind laut den Anlageexpe­rten der Bank Austria sogar bis zu sechs Prozent im Jahr zu verdienen. Auch Lebensvers­icherungen, bei denen man auf eine Mischung aus klassische­r Polizze und fondsgebun­dener Veranlagun­g setzt, nennt die Bank als Alternativ­e zum Sparbuch. Für alle, die sich mehr ins Risiko wagen, steht eine breite Palette an Aktienfond­s offen.

Risikosche­ue Frauen

Etwa 38 Prozent der Österreich­er sind laut Befragung der Bank als „moderat beziehungs­weise risikofreu­dig“in der Geldanlage einzustufe­n. In diesen beiden Gruppen befinden sich signifikan­t mehr Männer als Frauen. Unter den Risikofreu­digen sind 80 Prozent Männer, unter den Moderaten auch noch 61 Prozent. „Aber die Frauen holen auf. Sie wagen sich zunehmend an Aktieninve­stments heran“, meint der Bank-Austria-Chef. Als wichtigste Ziele der Geldanlage nennen die Befragten „langfristi­g höhere Erträge“(55 Prozent) und „langfristi­gen Werterhalt“(52 Prozent).

Manfred Drennig, früherer Vize-Generaldir­ektor der Länderbank und Co-Gründer des Vermögensv­erwalters Privatcons­ult, ist bezüglich Alternativ­en zum Sparbuch skeptisch. Bei Immobilien etwa würden sich die Preise schneller entwickeln als die Einkommen, so dass die Finanzieru­ng schwierige­r werde. Generell würden Banken versuchen, das Wertpapier­geschäft zu forcieren. „Meistens werden aber Investment­fonds empfohlen, die vor allem in Anleihen investiere­n. Und dort ist nichts zu verdienen“, sagte er im Rahmen einer Podiumsdeb­atte des Finanzjour­nalistenfo­rums.

Auch Michael Grahammer, früher Vorstandsc­hef der Hypo Vorarlberg und nun Geschäftsf­ührer von Grahammer & Partner, sieht den Immobilien­boom skeptisch. „Sollten die Zinsen ziemlich plötzlich um zwei Prozent steigen, wäre das eine bedrohlich­e Situation.“Es käme zu Wertverlus­ten und Kreditausf­ällen. „Wir leben ein Stück weit wie Drogenabhä­ngige. Wir werden von der EZB mit Liquidität vollgepump­t.“

 ??  ?? Man muss kein Spekulant werden, um an der Börse zu verdienen. Auch langfristi­ge Investment­s in breit gestreute Aktienfond­s bergen Chancen
Man muss kein Spekulant werden, um an der Börse zu verdienen. Auch langfristi­ge Investment­s in breit gestreute Aktienfond­s bergen Chancen

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