Kurier

OECD legt Kompromiss für globale Konzernste­uer vor

Neuverteil­ung. Ärmere Länder profitiere­n stärker

- HSP

Ein Grund, warum OnlineRies­en wie Google, Facebook und Amazon kaum Steuern zahlen (und das in sehr wenigen Ländern), ist das antiquiert­e Regelwerk. Die Idee, dass Gewinne dort besteuert werden, wo die Betriebsst­ätten liegen, stammt von 1899, aus einem Vertrag von Preußen mit K.u.K. Österreich.

Das wird einer Wirtschaft, die weltweit und mit Daten statt Waren handelt, nicht gerecht. 2015 erhielt deshalb die Industries­taaten-Denkfabrik OECD den Auftrag, Steuerrege­ln fürs 21. Jahrhunder­t zu entwickeln, die mit Social Media, Big-Data-Geschäften, Onlinehand­el und Internet-Vermittlun­gsplattfor­men besser zurande kommen.

Nationale Alleingäng­e

Diese Pläne steckten bald in der Sackgasse fest. Grob gesagt wollten die Europäer die US-Konzerne wie Google und Co. erwischen. Die USA möchten Gewinne ausländisc­her Autoherste­ller wie VW und Toyota besteuert sehen. Schwellenl­änder wie Indien und Kolumbien wiederum hatte das alte Steuersyst­em generell benachteil­igt. Frustriert über die fehlenden Fortschrit­te preschten Länder wie Frankreich und auch Österreich mit eigenen, nationalen Digitalste­uern vor.

Die OECD legt nun am 17. Oktober den Finanzmini­stern der 20 großen Wirtschaft­smächte (G20) einen Kompromiss vor: Diese neue Regel soll global tätige Konzerne mit digitalen oder „konsumente­norientier­ten“Geschäftsm­odellen betreffen. Deren Gewinne, die über einen „Routine-Gewinnante­il“hinausgehe­n, sollen zur Besteuerun­g einzelnen Absatzmärk­ten zugerechne­t werden. Details blieb die OECD schuldig – nur so viel: Das Gesamtaufk­ommen steige „geringfügi­g“, was eher ärmeren Ländern zugute komme.

Der Vorschlag scheint konsensfäh­ig, glaubt AK-Experte Dominik Bernhofer. „Größere Verluste werden wohl nur die Steueroase­n treffen, die keine Lobby haben. Große Verschiebu­ngen etwa zwischen USA und Deutschlan­d würden mich sehr wundern.“Sprudelnde Einnahmen sollte sich Österreich nicht erwarten: „Es könnte gut sein, dass wir bei der Industrie mehr verlieren, als wir aus der digitalen Wirtschaft gewinnen.“Für noch wichtiger hält Bernhofer einen zweiten OECD-Vorschlag, der auf einen effektiven Mindestste­uersatz abzielt. Damit werde schädliche­r Steuerwett­streit eingedämmt.

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