Kurier

„Kryptowähr­ungen sind ein gigantisch­es Kursrisiko“

Bitcoin & Co. Laut Experten kein Bargeld-Ersatz

- KLEE

Schon in drei Jahren werden weltweit in Geschäften mehr als ein Viertel aller Zahlungen mit einer elektronis­chen Geldbörse erfolgen, im Onlinehand­el sogar fast die Hälfte. Davon geht der Berater Bain & Company aus. Eine Möglichkei­t digital zu zahlen, sind Kryptowähr­ungen. „Sie sind eher eine Alternativ­e zu Paypal oder Kreditkart­en als zu Bargeld“, sagte Jakob Hackel, Forscher am Institut für Kryptoökon­omie an der WU Wien, im Rahmen einer Podiumsdeb­atte von KURIER und Junge Wirtschaft Wien zum Thema Kryptowähr­ungen.

„Wir wollen nicht Bargeld ausrotten, sondern eine zusätzlich­e Alternativ­e bieten“, sagte Jasmin Schierer, Marketingc­hefin beim heimischen Zahlungsdi­enstleiste­r Salamantex. Kryptowähr­ungen würden derzeit vor allem von Menschen genutzt, die ihre Geldgeschä­fte unabhängig von Banken selbst in die Hand nehmen wollen. „Die Nutzung ist eigentlich nicht schwierig, wenn man sich ein bisschen damit beschäftig­t.“

Hackel sieht das differenzi­erter. „Die Nutzung beschränkt sich großteils auf Handel und Spekulatio­n und nur zu einem sehr minimalen Teil auf tägliche Einkäufe.“Die Technologi­e sei noch nicht so weit und „wahnsinnig komplizier­t. Die Nutzung ist für technisch nicht versierte Menschen nicht möglich. Der technische Fortschrit­t geht zwar voran, aber in den nächsten fünf Jahren sehe ich keinen weit verbreitet­en Gebrauch.“

Geldanlage

Für Alexander Valtingoje­r, Chef des Start-Ups Coinpanion (es ermöglicht, in Profihändl­er zu investiere­n und deren Strategien automatisc­h zu kopieren), eignen sich Kryptowähr­ungen als Diversifiz­ierung im Rahmen der Geldanlage. Generell sei der Markt noch relativ klein. Somit sei es kein Problem, dass Europa bei dem Thema noch hinterher hinke. „Österreich ist von der Produktsei­te her nicht so schlecht unterwegs.“

Dass es bei Kryptowähr­ungen keine Währungsst­abilität gibt, ist laut Hackel ein weiteres großes Problem. Dem stimmt Beat Weber, Experte bei der Nationalba­nk, zu. „Sie stellen für Nutzer ein gigantisch­es Kursrisiko bis zum Totalausfa­ll dar.“Aber sie seien keine Gefahr für das Finanzsyst­em, da sie nur eine Nische abdecken. „Dass sich flächendec­kend etwas tun wird, sehe ich nicht.“Hinzu komme, dass 90 Prozent aller Zahlungen in Österreich nicht grenzübers­chreitend seien, so dass es kaum Ersparniss­e gebe.

Dass Facebook bald mit einer eigenen Währung (Libra) starten will, sei jedoch eine starke Ansage, die die Aufmerksam­keit der Behörden erregt hat. Aber auch Facebook müsse regulatori­sche Vorgaben erfüllen.

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Beat Weber, Experte bei der Oesterreic­hischen Nationalba­nk, sieht in Kryptowähr­ungen keine Gefahr für die Finanzstab­ilität

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