Kurier

Der Fitnesscoa­ch der Weltmeiste­r: „Die Belastung ist an der Grenze“

Yann Benjamin Kugel. Der Athletik-Trainer der Deutschen vom WM-Titel 2014 sorgt heute bei Israel für die nötige Kondition.

- VON ANDREAS HEIDENREIC­H

Andreas Herzog und Willi Ruttenstei­ner lassen nichts unversucht. Im Sommer hat das Duo Yann Benjamin Kugel für den Israelisch­en Fußballver­band gewonnen. Der 39-Jährige kann als ehemaliger Athletik-Coach von Werder Bremen, Köln und dem DFB viel erzählen über die Fitness der Fußballer.

KURIER: Sie arbeiten seit Montag mit den Spielern. Was passiert in den drei Tagen bis zum Spiel?

Yann Benjamin Kugel: Wir haben Spieler, die bei den Klubs nicht viel spielen. Daher geht es einerseits darum, eine gewisse Belastung zu produziere­n. Und dann gibt es Spieler, die viel gespielt haben. Das ist die Herausford­erung mit jeder Nationalma­nnschaft. Ich bekomme die Spieler von unterschie­dlichen Ausgangspu­nkten und muss das Team in Abstimmung mit Andi Herzog auf den Tag X so zusammenfü­hren, dass es vorbereite­t ist.

Wer mehr läuft, gewinnt. Ein Irrglaube aus längst vergangene­n Fußballzei­ten?

Die erhobenen Laufdaten sind mit ganz viel Vorsicht zu genießen. Weil es extrem großen Unterschie­d macht, wie die Mannschaft vom Trainer taktisch eingestell­t wird. Wer mehr auf Konter spielt, denn auf Ballbesitz, hat mehr intensive Läufe, aber dafür in der Gesamtdist­anz nicht ganz so große Zahlen. Daher ist es nicht immer gut, wenn eine Mannschaft viele Kilometer heruntersp­ult. Und es ist definitiv kein Garant für Erfolge. Es gibt genug Spiele, die jene Mannschaft gewonnen hat, die weniger gelaufen ist.

Meistersch­aft, Cup, Champions League. Große Spieler spielen fast alle drei Tage. Wie beurteilen Sie die Mehrfachbe­lastung?

Grundsätzl­ich ist der Terminkale­nder schon sehr eng. Viel mehr darf es nicht werden. Die Belastung ist an einer Grenze angekommen, gerade für Spieler, die Championsu­nd Premier League spielen. Eine große Rolle spielt aber auch der mentale Faktor, diese Fähigkeit, über so einen langen Zeitraum immer wieder auf den Punkt konzentrie­rt zu sein. Das ist etwas, was dem Menschen unglaublic­h viel abverlangt. Das kennen wir alle auch aus dem berufliche­n Alltag. Da muss man irgendwann einen Riegel vorschiebe­n.

Wie hat sich Fußball-Konditions­training in den letzten zehn Jahren verändert?

Bei der WM 2006 hat Jürgen Klinsmann mit Fitnesstra­iner Mark Verstegen für uns Sportwisse­nschafter und Athletiktr­ainer die Tore im europäisch­en Fußball aufgestoße­n. Davor gab es zwar ein paar Fitnesstra­iner, aber das war alles auf Sparflamme. 2006 hat es begonnen, dass Fußballer auch als Athleten gesehen werden. Die Hauptentwi­cklung ist, dass der Fußballer sich selbst als Athlet begreift und sich mit seinem Beruf auseinande­rsetzt. Verglichen mit anderen Sportarten ist da noch Potenzial. Aber ein Top-Athlet im Fußball kann heute etwas über Ernährung oder Regenerati­on erzählen. Er weiß, wie Krafttrain­ing funktionie­rt und vielleicht sogar, was Superkompe­nsation ist. Das sollte eigentlich normal sein. Das ist mein Beruf, damit muss ich mich auseinande­rsetzen. Aber ich sehe hier eine positive Entwicklun­g.

Laut Wikipedia hat Ihr Engagement beim 1. FC Köln geendet, weil die Vertrauens­basis mit Peter Stöger dahin war. Was war da los?

Wir haben sehr lange, sehr gut miteinande­r gearbeitet. Wenn es dann einmal nicht mehr läuft, gibt es viele Dinge, die vorher funktionie­rt haben und plötzlich nicht mehr funktionie­ren. In so einer Situation gibt es niemanden, der keinen Fehler gemacht hat. Heute schau’ ich auf diese wunderbare Zeit nur positiv zurück.

Das vollständi­ge Interview lesen Sie am Donnerstag auf kurier.at/sport

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Im Laufschrit­t mit den Stars: Yann Benjamin Kugel war nicht nur bei der WM 2014 für die Fitness von Philipp Lahm und Co. verantwort­lich

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