Kurier

„Nia“mit dem König des anarchisch­en Humors

Comedy im Globe Wien. „Monty Python“-Star John Cleese mit Michael Niavarani: Ein nostalgisc­hes Fest des verrückten Lebens.

- VON WERNER ROSENBERGE­R

„Ich habe den Punkt erreicht, wo sie mir schon dafür applaudier­en, dass ich noch atmen kann“, sagt John Cleese, der am 27. Oktober seinen 80. Geburtstag feiert.

Solo ist der wohl bekanntest­e Überlebend­e der glorreiche­n Brit-Komikertru­ppe Monty Python mit dem Programm „Last Time To See Me Before I Die“unterwegs.

Nach dem Dreh für „Willkommen Österreich mit Stermann & Grissemann“ist die lebende Legende, die vor einem halben Jahrhunder­t mit ein paar anderen Verrückten den TV-Humor revolution­ierte, im Duo mit Michael Niavarani zunächst auf Barhockern auf der Bühne.

Er nennt’s nicht Stand-up-, sondern Sit-down-Comedy. Denn aufstehen sei doch recht anstrengen­d. In „Hopeless but not serious. Two elderly comedians stage an exciting re-enactment of the Battle of Königgrätz“führen sich die zwei älteren Herren auf wie Lausbuben und plauschen – überwiegen­d auf Englisch – über Briten und Österreich­er und „their love for übergewich­tige goldfish“.

Cleese lässt im Witz seine Landsleute freundlich schlecht aussehen: „Wo versteckt man in England am besten einen Schlüssel? Unter der Seife.“

Schwarzer Humor

Political Correctnes­s hat an diesem Abend mit finaler Tortenschl­acht ohnedies Pause. Seinen großen Auftritt hat der kräftige schwarze, strahlend unverschäm­te Humor. Die Jokes sind rüde. Einer frotzelt den anderen, bis Cleese plötzlich seinem Gegenüber den Inhalt des Wasserglas­es ins Gesicht schüttet.

Niavarani witzelt über seine ausgeprägt­e Ganzkörper­behaarung. Cleese kontert: „Flugzeuge aus dem Iran erkennt man an den langen Haaren unter den Flügeln.“Und beide ziehen unverfrore­n über Nationen und Religionen her: „Warum tragen Italiener gerne Schnurrbär­te? Um ihren Müttern zu ähneln.“

Cleese, der sich über die Dummheiten der Leute zerkugeln und davon pointierte Geschichte­n erzählen kann, weiß aus Erfahrung, dass gesellscha­ftliche Tabuthemen stets die meisten Lacher provoziere­n: „Worüber sollen wir uns amüsieren, wenn nicht über Menschen?“

Sogar der Tod wird ausgelacht. Vor 30 Jahren, bei der Trauerfeie­r seines Monty-Python-Kollegen Graham Chapman, krönte Cleese seine Rede mit einem herzlich ausgerufen­en „Fuck!“

Später trieben die Pythons ihren Scherz mit Chapmans Asche, wie ein Videoschni­psel im Globe zeigt.

Man soll nicht schlecht über Tote reden? „Warum nicht, ist doch die beste Gelegenhei­t.“Aber Humor macht schließlic­h den Gedanken an die eigene Sterblichk­eit erträglich. Irgendwann ist einfach Schluss mit lustig. Dann will Cleese, dass auf seinem Grabstein steht: „Wartet nicht mehr auf Frauen.“

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Böse Witze und schwarzer Humor – dafür lieben die Fans John Cleese und Michael Niavarani

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