Ein Fest für ein Werk, das Nähe nicht verträgt
Peter Handke macht es niemandem leicht. Mit einer „Publikumsbeschimpfung“hob seine Karriere gleich einmal an. Und in den Jahrzehnten seither verflüchtigte sich der Autor in eine Art ungreifbares Literaturwesen, das Nähe nur dort zulässt, wo sie völlig ungefährlich ist – im Kleinsten, im Detail, im unüberschaubar Langsamen. Und das den Rest – die Menschen, die Gegenwart, die Mehrheitsmeinung, die Alltagssprache – auf mindestens Armeslänge von sich weghält.
Und immer auch wieder vor den Kopf stößt. Wo er provoziert, tut er das aus einer Position des bereits wieder Entfleuchten heraus. Zwischen sich und Österreich legte der Autor vor drei Jahrzehnten schon eine räumliche Distanz, die im Handke’schen Tempo kaum zu überwinden scheint. Seine gegenläufige Sicht auf den Balkankonflikt trug ihm ordentlich Empörung ein. Mit seiner Kärntner Heimat rang er jahrzehntelang.
Er ist, in allem, dann einmal weg. Und ja, diese Entzweiung – von Elfriede Jelinek in die emotionalen Untiefen hinunterverfolgt, von Peter Handke in die höchste Kunst hochverfeinert – ist eine Erzählung, die man schon oft gehört hat über Österreich und seine Künstler.
Die werden so gerne geschmäht, punziert, mit Inbrunst abgelehnt. Bis, ja bis sie etwas erreicht haben.
Es gibt jedoch kaum etwas, das sich mehr gegen eine späte Verbrüderung sperrt als Handkes Werk. Triumphgeheul – eine „Ohrfeige für die politische Korrektheit“–, die freudige Rückeingemeindung, das rasche Nachdrucken sanftester Betrachtungen für schnelles Geld, das passt nicht. Freude ist angebracht, aber eine fragende, voller Zwischentöne und Stolpersteine. Für ein genuin österreichisches Werk, das aus Nähe entstanden ist und eben diese nicht erträgt.