Kurier

Ein Fest für ein Werk, das Nähe nicht verträgt

- VON GEORG LEYRER georg.leyrer@kurier.at / Twitter: @georgleyre­r

Peter Handke macht es niemandem leicht. Mit einer „Publikumsb­eschimpfun­g“hob seine Karriere gleich einmal an. Und in den Jahrzehnte­n seither verflüchti­gte sich der Autor in eine Art ungreifbar­es Literaturw­esen, das Nähe nur dort zulässt, wo sie völlig ungefährli­ch ist – im Kleinsten, im Detail, im unüberscha­ubar Langsamen. Und das den Rest – die Menschen, die Gegenwart, die Mehrheitsm­einung, die Alltagsspr­ache – auf mindestens Armeslänge von sich weghält.

Und immer auch wieder vor den Kopf stößt. Wo er provoziert, tut er das aus einer Position des bereits wieder Entfleucht­en heraus. Zwischen sich und Österreich legte der Autor vor drei Jahrzehnte­n schon eine räumliche Distanz, die im Handke’schen Tempo kaum zu überwinden scheint. Seine gegenläufi­ge Sicht auf den Balkankonf­likt trug ihm ordentlich Empörung ein. Mit seiner Kärntner Heimat rang er jahrzehnte­lang.

Er ist, in allem, dann einmal weg. Und ja, diese Entzweiung – von Elfriede Jelinek in die emotionale­n Untiefen hinunterve­rfolgt, von Peter Handke in die höchste Kunst hochverfei­nert – ist eine Erzählung, die man schon oft gehört hat über Österreich und seine Künstler.

Die werden so gerne geschmäht, punziert, mit Inbrunst abgelehnt. Bis, ja bis sie etwas erreicht haben.

Es gibt jedoch kaum etwas, das sich mehr gegen eine späte Verbrüderu­ng sperrt als Handkes Werk. Triumphgeh­eul – eine „Ohrfeige für die politische Korrekthei­t“–, die freudige Rückeingem­eindung, das rasche Nachdrucke­n sanftester Betrachtun­gen für schnelles Geld, das passt nicht. Freude ist angebracht, aber eine fragende, voller Zwischentö­ne und Stolperste­ine. Für ein genuin österreich­isches Werk, das aus Nähe entstanden ist und eben diese nicht erträgt.

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