„Ernährungssicherheit gefährdet“
Prognose. Massiver Ertragsrückgang in Hauptanbau-Regionen
„Österreich gefährdet seine Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln ganz massiv“, warnt Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, eindringlich. Ursachen dafür sind der Klimawandel und der rasante Bodenverbrauch. Weinberger bezieht sich auf eine Studie der Agentur für Gesundheit und Ernähungssicherheit (AGES) mit dem Titel „Bodenbedarf für die Ernährungssicherung in Österreich“.
Derzeit beträgt der Selbstversorgungsgrad Österreichs beispielsweise mit Kartoffeln ohnehin nur 80 Prozent, bei Raps sind es 50 Prozent, bei Soja 15 Prozent.
Für die Studie wurde die Bodenbonität in Österreich untersucht. Wenn die Produktionsflächen unverändert bleiben, könnte Österreich derzeit 75 Prozent des Lebensmittelbedarfes selbst abdecken. „Doch die Situation verschlechtert sich drastisch“, mahnen auch AGESExperte Andreas Baumgarten und Agrar-Funktionär Ferdinand Lembacher.
Vor allem in Ost- und Südost-Österreich, wo die intensiven Anbauflächen sind, sinkt der Ertrag durch den Klimawandel massiv. Dazu kommt noch der Bodenverbrauch, der der Landwirtschaft Flächen entzieht. Im Marchfeld könnten sich die Ernten durch zunehmende Hitze und Trockenheit bis zu 50 Prozent verringern. Österreichweit rechnet die AGES bis 2060 mit einem Rückgang der Erträge um bis zu 19 Prozent. Dann drohe „eine Unterversorgung bei Getreide, Mais oder Kartoffeln“.
Die Experten fordern ein Maßnahmenpaket. Die produktivsten Böden sollten mit Bauverbot belegt werden, die Raumordnung verbessert, die Schiene und der öffentliche Verkehr gefördert werden. Weinberger appelliert dafür, die Kommunalsteuer von den Gemeinden auf Landes- oder Bundesebene zu verlagern und dann zu verteilen. Derzeit hätten die Bürgermeister „einen permanenten Interessenskonflikt zwischen dem Wunsch nach Arbeitsplätzen und dem Schutz der Landschaft“.