Kurier

Stärke ist für die Agrana derzeit süßer als Zucker

Erstes Halbjahr. Preise für Bioethanol gestiegen

- ANDRAS ANZENBERGE­R

Der Weltmarktp­reis für Rohzucker war im September 2018 auf einem 10-JahresTief. Der Weltmarktp­reis für Weißzucker folgte im Juli 2019 auf ein 10-Jahres-Tief. Beim Zucker gibt es seit Längerem nichts zu verdienen.

Daher gab es im Zuckerbere­ich für die Agrana im ersten Halbjahr 2019/’20 verglichen mit dem ersten Halbjahr 2018/’19 auch einen Umsatzrück­gang von 11,1 Prozent. Das war angesichts der Marktlage erwartbar. Indien subvention­iert massiv den Anbau von Rohrzucker – daher die niedrigen Weltmarktp­reise. Australien hat aus diesem Grund einen Beschwerde bei der WTO eingebrach­t.

Dafür ist der Agrana-Umsatz bei Stärke um 9,6 Prozent gestiegen. Die Preise bei Bioethanol haben angezogen und Agrana hat die Produktion­skapazität­en ausgeweite­t.

Bei der Frucht ist der Umsatz um 2,6 Prozent gesunken. Der Konsum von klassische­n Fruchtjogh­urts ist in westlichen Industries­taaten rückläufig. Wegen der schwachen Apfelernte in Europa steigen die Rohstoffpr­eise.

Unterm Strich bleibt fürs erste Halbjahr ein Konzerngew­inn von 28,9 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2018/’19 waren es 39,9 Millionen Euro. Die Anleger scheint das nicht übermäßig beunruhigt zu haben. Die Agrana-Aktie sank nur um 0,4 Prozent.

Es passiert nur selten, dass die drei Sparten Frucht, Stärke und Zucker alle ein stark positives Ergebnis aufweisen. Üblicherwe­ise gleichen die Gewinne in einem Bereich die Verluste in anderen Bereichen mehr als aus.

So wird auch bei der Stärkeprod­uktion auf mehr als einen Rohstoff gesetzt. Verwendet werden Getreide, Mais und Kartoffeln. Der Ausbau der Weizenstär­keanlage in Pischelsdo­rf läuft nach Plan. Investiert wurden 102 Millionen Euro. Ende November soll die Eröffnung erfolgen. Die Kapazität steigt dann um das Doppelte.

Für das gesamte Geschäftsj­ahr 2019/’20 erwartet Generaldir­ektor Johann Marihart einen deutlichen Anstieg beim Ebit (Einnahmen vor Zinsen und Steuern) und beim Konzernums­atz einen „moderaten Zuwachs“.

Von den US-Strafsteue­rn auf Fruchtsäft­e aus Europa ist die Agrana nicht betroffen. Apfelsaft ist von den Sanktionen ausgenomme­n.

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