Stärke ist für die Agrana derzeit süßer als Zucker
Erstes Halbjahr. Preise für Bioethanol gestiegen
Der Weltmarktpreis für Rohzucker war im September 2018 auf einem 10-JahresTief. Der Weltmarktpreis für Weißzucker folgte im Juli 2019 auf ein 10-Jahres-Tief. Beim Zucker gibt es seit Längerem nichts zu verdienen.
Daher gab es im Zuckerbereich für die Agrana im ersten Halbjahr 2019/’20 verglichen mit dem ersten Halbjahr 2018/’19 auch einen Umsatzrückgang von 11,1 Prozent. Das war angesichts der Marktlage erwartbar. Indien subventioniert massiv den Anbau von Rohrzucker – daher die niedrigen Weltmarktpreise. Australien hat aus diesem Grund einen Beschwerde bei der WTO eingebracht.
Dafür ist der Agrana-Umsatz bei Stärke um 9,6 Prozent gestiegen. Die Preise bei Bioethanol haben angezogen und Agrana hat die Produktionskapazitäten ausgeweitet.
Bei der Frucht ist der Umsatz um 2,6 Prozent gesunken. Der Konsum von klassischen Fruchtjoghurts ist in westlichen Industriestaaten rückläufig. Wegen der schwachen Apfelernte in Europa steigen die Rohstoffpreise.
Unterm Strich bleibt fürs erste Halbjahr ein Konzerngewinn von 28,9 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2018/’19 waren es 39,9 Millionen Euro. Die Anleger scheint das nicht übermäßig beunruhigt zu haben. Die Agrana-Aktie sank nur um 0,4 Prozent.
Es passiert nur selten, dass die drei Sparten Frucht, Stärke und Zucker alle ein stark positives Ergebnis aufweisen. Üblicherweise gleichen die Gewinne in einem Bereich die Verluste in anderen Bereichen mehr als aus.
So wird auch bei der Stärkeproduktion auf mehr als einen Rohstoff gesetzt. Verwendet werden Getreide, Mais und Kartoffeln. Der Ausbau der Weizenstärkeanlage in Pischelsdorf läuft nach Plan. Investiert wurden 102 Millionen Euro. Ende November soll die Eröffnung erfolgen. Die Kapazität steigt dann um das Doppelte.
Für das gesamte Geschäftsjahr 2019/’20 erwartet Generaldirektor Johann Marihart einen deutlichen Anstieg beim Ebit (Einnahmen vor Zinsen und Steuern) und beim Konzernumsatz einen „moderaten Zuwachs“.
Von den US-Strafsteuern auf Fruchtsäfte aus Europa ist die Agrana nicht betroffen. Apfelsaft ist von den Sanktionen ausgenommen.