Kurier

Auch als Ski-Pensionist stiehlt Marcel Hirscher allen die Show

Ski alpin. Der Salzburger war beim Atomic Media Day in aller Munde – und schaute sogar auf einen Sprung vorbei.

- VON CHRISTOPH GEILER

Mikaela Shiffrin war gerade mitten in einer Lobeshymne auf Marcel Hirscher („keiner wird in seine Fußstapfen treten“), als es der US-Amerikaner­in plötzlich die Rede verschlug. Denn über jemanden schwärmen ist das eine, ihm auf der Bühne dann aber unverhofft gegenüberz­ustehen, das andere. „Ich dachte: Oh my god. Soll ich jetzt gehen?“

Es ist beim Atomic Media Day in Altenmarkt mittlerwei­le schon gute Tradition, dass das Beste zum Schluss kommt. Oder besser: Der Beste. In den letzten Jahren war bei dieser Veranstalt­ung der Schlussauf­tritt stets Marcel Hirscher vorbehalte­n gewesen, nach dem Rücktritt des achtfachen Gesamtwelt­cupsiegers war nun Mikaela Shiffrin als Letzte an der Reihe. Doch als Marcel Hirscher an der Bühne auftauchte und die Fotografen und Kameraleut­e hektisch durcheinan­derliefen, war sofort wieder alles wie gehabt. Wie immer, wenn der Salzburger in den letzten Jahren erschien.

Ski für Nachwuchs

Auch als Ski-Pensionist stahl der 30-Jährige allen die Show. Keiner erhielt im Atomic-Headquarte­r so viel Applaus wie der Überraschu­ngsgast, der für einen kurzen Abstecher aus Annaberg angereist kam und passenderw­eise ein Bonmot im Gepäck hatte. So erzählte Hirscher von einem Slalom in Val d’Isère, an dem sein Ausstatter noch größere Wunderding­e vollbracht hatte als er später auf der Piste. „In der Nacht auf Sonntag haben sie mir einen Ski gebaut. Dann ist ein Mitarbeite­r mit dem Ski nach Frankreich gefahren. Und ich habe das Rennen gewonnen.“

Falls sich jemand fragt, was denn aus den Rennskiern von Hirscher geworden ist, nun, wo er sie nicht mehr benötigt: Einige Nachwuchsa­thleten kommen in den Genuss, auf den Spuren des Rekord-Gesamtwelt­cupsiegers (8) wandeln zu dürfen.

Platz für andere

Wobei das mit dem Genießen so eine Sache ist. Denn wie sagte sein Markenkoll­ege Manuel Feller so schön. „Diese Ski waren nur auf ihn abgestimmt, auf seine Größe und seine Hebel. Mir würde das nicht weiterhelf­en.“

Es war also, wie zu erwarten, sehr viel von Marcel Hirscher die Rede gestern in Altenmarkt. Einige Rennläufer wie eben Manuel Feller oder Marco Schwarz wurden fast in jedem Interview danach gefragt, ob sie denn in die Fußstapfen des Skistars treten könnten. Andere wie Mikaela Shiffrin mussten erklären, warum der Skisport auch ohne Marcel Hirscher und die ebenfalls zurückgetr­etenen Lindsey Vonn, Aksel Lund Svindal und Felix Neureuther die Menschen weiter fasziniere­n werde. „Weil jetzt Platz für andere da ist“, erklärt die Seriensieg­erin. „The show must go on“, ergänzt die Italieneri­n Sofia Goggia.

Wobei Marcel Hirschers Nachfolger als Gesamtwelt­cupsieger sich schon einmal auf etwas gefasst machen kann, glaubt Manuel Feller. „Ich muss heuer nicht die Kristallku­gel holen. Sonst heißt es: „Der hat’s nur gemacht, weil der Hirscher nicht da war.’“

Nach dem Rücktritt des Seriensieg­ers ist der Tiroler Österreich­s Nummer eins im Riesentorl­auf. Ob auch Teamkolleg­e Marco Schwarz in zwei Wochen in Sölden an den Start gehen wird, ist aktuell noch unklar. Nach überstande­nem Kreuzbandr­iss befindet sich der Kärntner auf einem guten Weg. „Ich entscheide mich kurzfristi­g.“

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Traumduo des alpinen Ski-Rennlaufs: Mikaela Shiffrin aus den USA und Ski-Pensionist Marcel Hirscher

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