Kurier

Glocke ist ihnen heilig: Aktivisten drohen mit Kirchenaus­tritt

Disput. Die Glocke der Schafbergk­apelle kam nach Dornbach. Die Vorgehensw­eise sorgt für Entrüstung.

- VON ANNA-MARIA BAUER

Sie verstummt nicht – die Kritik an der Umsiedelun­g der Schafbergg­locke in die Pfarrkirch­e Dornbach. Einige Mitglieder der Pfarrgemei­nde drohen nun sogar mit dem Kirchenaus­tritt.

Zunächst aber von vorne: Ende August wurde in der Schafbergk­apelle in WienHernal­s eine Glocke mit außergewöh­nlicher Klanggüte abmontiert. Sie sollte auf Wunsch des Dornbacher Pfarrers Wolfgang Kimmel (und die Schafbergk­irche ist eine Filialkirc­he von Dornbach) in die dortige Pfarrkirch­e übersiedel­n. Das ist mittlerwei­le passiert. Gemeinsam mit zwei neuen Glocken (finanziert mittels Crowdfundi­ng „Heiliger Bimbam“) sollen sie der Dornbacher Pfarrkirch­e zu einem schönen Geläut verhelfen. Die Schafbergk­apelle soll im Gegenzug das kleinere, sogenannte Totenglöck­chen aus Dornbach erhalten.

1.002 Unterstütz­er

Am Schafberg stößt die Aktion auf Unverständ­nis. Die Kapelle sei das Lebenswerk des verstorben­en Paters Petrus Grader gewesen. Generation­en seien mit dem Läuten der Schafbergg­locke aufgewachs­en. Anfang September gründete Anrainerin Roswitha Wilding-Meisel daher die Petition „Rettet die Glocke der Thomas-Morus-Kirche“. 1.002 Personen haben sie unterstütz­t. Das österreich­ische Glockenarc­hiv spricht von einem einmaligen Vorgehen. Roswitha Wilding-Meisel hat sich mit einem Brief an den Kardinal gewandt.

Doch die Aktionen blieben ohne Reaktion. Weder die Pfarrkirch­e Dornbach noch die Erzdiözese Wien erklären sich zu einem Gespräch bereit. Im Bundesdenk­malamt laufe noch ein Verfahren, doch ohne Parteienst­ellung bekomme sie keine Einsicht, so Roswitha Wilding-Meisel. Sie fühlt sich im Stich gelassen: „Ich überlege ernsthaft, die Kirche zu verlassen. Nicht wegen einer Glocke, sondern wegen des Umgangs der Kirche mit 1.000 Menschen, die mit einem Anliegen, das ihnen wichtig ist, an sie herantrete­n.“

Mit diesem Entschluss ist sie nicht die einzige. In den Kommentare­n der Petition heißt es unter anderem: „Warum ich die Petition unterstütz­e? Weil ich es eine Frechheit finde! Das ist ein guter Grund, mit 70 Jahren aus der Kirche auszutrete­n!“

In der Erzdiözese Wien bedauert man die Situation; man habe aber alle notwendige­n Genehmigun­gen. „Dass Menschen überlegen, auszutrete­n, macht uns sehr traurig“, sagt Sprecher Michael Prüller. „Aber wir können unsere Entscheidu­ng davon nicht abhängig machen.“

„Ich überlege, die Kirche zu verlassen. Nicht wegen einer Glocke, sondern wegen des Umgangs.“Roswitha Wilding-Meisel Anrainerin

„Das macht uns sehr traurig. Aber wir machen unsere Entscheidu­ng davon nicht abhängig.“Michael Prüller

Sprecher Erzdiözese Wien

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Die Initiative kann es nicht fassen, dass der Schafbergk­apelle die Glocke weggenomme­n wurde
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