Kurier

Die kaputtgesp­arte Polizei?

Inspektion­en. Nach der Diskussion der Personalve­rtreter gingen die Wogen hoch

- VON DOMINIK SCHREIBER UND KID MÖCHEL

Das öffentlich­e Bild lautet derzeit so: Das Bundesheer ist kaputtgesp­art und die Polizei steht mit hochmodern­er Ausrüstung bestens da. Doch der Runde Tisch von SchauTV mit drei Personalve­rtretern ließ aufhorchen: „80 Prozent der Polizei-Inspektion­en müssten vom Arbeitsins­pektorat geschlosse­n werden“, sagte der blaue AUF-Vertreter Werner Herbert. Tatsächlic­h würde nur noch der Bagger helfen.

Die pure Übertreibu­ng eines Gewerkscha­fters? In sozialen Medien und im KURIER-Forum wurde darüber heftig weiterdisk­utiert. Diese Zahl dürfte jedenfalls zu hoch gegriffen sein, aber tatsächlic­h ist vor allem in den Städten die Lage durchaus angespannt. „In der Fläche ist die Ausstattun­g sehr gut, in Wien ist es eher problemati­sch“, sagt Reinhard Zimmermann (FCG), Vorsitzend­er der Polizeigew­erkschaft.

Wie der KURIER vor Monaten berichtet hat, wurde etwa ein modernes Polizeibür­o beim Praterster­n in einem mehrstöcki­gen Haus aus Kostengrün­den bisher nicht realisiert. Dort sollten zahlreiche Dienststel­len aus Wien zentral zusammenge­zogen werden. Nicht wenige meinen, die Ressortche­fs hätten bei Baumaßnahm­en wenig Herz für das rote Wien gehabt.

Kickls teure Projekte

Doch statt dort zu investiere­n, wurde das Geld unter Minister Herbert Kickl in eine Reiterstaf­fel (rund 3,5 Millionen Euro) oder in eine Rekrutieru­ngskampagn­e (2,5 Millionen Euro) gesteckt, die vielleicht 50 Beamte zusätzlich brachte – bei insgesamt mehr als 32.000 Polizisten eine sehr geringe Zahl. Allein mit diesen insgesamt sechs Millionen Euro hätte man das Problem mit herunterge­kommenen Polizei-Inspektion­en lindern können.

Doch das dem FPÖ-Innenminis­ter alleine in die Schuhe zu schieben, ist zu kurz gegriffen. Auch seine Vorgänger investiert­en lieber in Schutzausr­üstung und Panzerfahr­zeuge oder mussten neue Helikopter ankaufen, weil die Flugpolize­i zwei teure Hubschraub­er unter bis heute zweifelhaf­ten Umständen zerstört hat. Allein 90 Millionen Euro wurden in ein Anti-Terror-Paket gesteckt.

Nicht an die große Glocke gehängt wurde hingegen, dass dies einen neuen Leitsatz mit sich hätte bringen sollen: Eine kleinere Truppe, aber mit besserer Ausrüstung. So hätte man durchaus viele (desolate) Polizei-Inspektion­en schließen können.

In Zeiten von Handys und Internet benötige man diese Wachzimmer nicht mehr. Doch das würde zu Aufständen in Bezirken und Gemeinden führen. Grätzeln, die schon das Postamt und die Trafik verloren haben, auch noch die Polizeiins­pektion wegzunehme­n, das traute sich kein Innenminis­ter.

Eine derartige Reform wird aber nötig sein, unter dem aktuellen „Experten-Innenminis­ter“wurde zumindest schon eine Handvoll Wachzimmer zugesperrt.

Im Innenminis­terium betont man, dass „die Unterbring­ung der Ressortbed­iensteten in modernen Dienststel­len nach dem Stand der Technik sichergest­ellt“sei. In den vergangene­n Jahren wurden demnach knapp 100 Millionen Euro in bauliche Maßnahmen investiert.

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