Kurier

„Überall nur Gucci“

David Scheid. Der DJ unter den Kabarettis­ten über sein neues Programm und Rebellion

- VON MARCO WEISE

David Scheid ist am letzten Drücker mit seinem neuen Kabarettpr­ogramm „Entschuldi­gung, haben Sie auch 1 fetteren Beat?“fertig geworden. Das Herumtröde­ln wäre dem DJ unter den Kabarettis­ten fast zum Verhängnis geworden. Aber eben nur fast. Heute, Freitag, springt er bei der Premiere im Fluc am Wiener Praterster­n „ins kalte Wasser“.

Worum geht es in Ihrem neuen Soloprogra­mm?

Das ist eine gute Frage (lacht). Es ist gar nicht so einfach, das zu beschreibe­n und auf den Punkt zu bringen. Der Social-MediaWahns­inn ist ein Thema, natürlich auch die Politik. Bei Letzterem musste ich aber wieder einiges ändern, weil sich ja die türkis-blaue Regierung vorerst mal in die Luft gesprengt hat. Trotzdem wird es ein bisschen Ibiza geben. Ich habe zum Beispiel meinen kurz nach dem Ibizavideo veröffentl­ichten Song „Klick Klack Glock“ins Programm eingebaut.

Was genau nervt Sie an Social Media?

Die Selbstinsz­enierung. Das Vorgaukeln einer besseren Welt. Es geht dabei vielleicht auch einfach darum, Neid bei anderen zu schüren. Für die Wirtschaft, für den Kapitalism­us ist das sicher super. Man sieht dann nämlich immer das, was man selber nicht hat. Das ist ständiges Schüren neuer Bedürfniss­e. Und es macht zugleich auch unglücklic­h, weil einem das eigene Leben plötzlich so mickrig vorkommt.

Das sieht man aber auch, wenn man sich Hip-Hop-Videos ansieht.

Stimmt, das ist auch das Problem, das ich mit Teilen der aktuellen Rap-Kultur habe. Die Verherrlic­hung des Kapitalism­us. Das ist auch ein Thema, das wir mit unserer Lesereihe „Rapper lesen Rapper“öfters behandeln. Überall nur Gucci, Ferrari und Versace. Dieser Schultersc­hluss mit dem Kapitalism­us ist traurig. Wo bleibt da die Rebellion, die kritische Haltung? Der Kapitalism­us ist schon so weit fortgeschr­itten, dass der „American Dream“längst in Europa angekommen ist. Lebe den neo-liberalen europäisch­en Traum. Jeder kann alles werden, wenn er nur fleißig genug ist.

Aber wie wird Fleiß und Leistung gemessen?

Mit dem Einkommen. Und das ist für mich der falsche Ansatz. Man sollte sich lieber mal ansehen, wie sehr die eigene Leistung dem Gemeinwohl dienlich ist. Warum bekommt jemand, der in einem sozialen Beruf arbeitet, etwa als Altenpfleg­er, weniger Gehalt als ein Banker? Apropos Beruf: Nehmen die Politiker den Kabarettis­ten zunehmend die Jobs weg?

Die Politik liefert tatsächlic­h Vorlagen, an denen man eigentlich nichts mehr ändern müsste. Diesen Umstand werde ich auch in meinem neuen Programm beweisen. Es wirkt fast so, als hätten einige Politiker Top-Gag-Schreiber hinter sich.

Sie sind im Zuge von „Die lange Nacht des Kabaretts“gemeinsam mit Christoph Fritz, Isabell Pannagl und Jimmy Schlager in ganz Österreich aufgetrete­n. Wie war’s?

Das war einerseits eine tolle Sache, sehr gewinnbrin­gend, aber hat mir auch gezeigt, dass die Mittel mit denen ich meinen Humor transporti­ere, nicht überall gleich gut ankommen. Man ist im Kabarett an Gitarre oder Piano gewöhnt, nicht an Plattenspi­eler. Da habe ich noch einen weiten Weg vor mir.

Ist das Programm auf die Hip-HopCommuni­ty zugeschnit­ten?

Ich will natürlich nicht nur Kabarett für Hip-Hop-Heads machen. Aber da ich mich seit Jahren in dieser Community bewege und arbeite, verwende ich den Duktus und die Sprache dieser Szene. Aber wenn jemand mit Begriffen wie „Dope“oder „Wicked“nichts anfangen kann, dann macht das nichts. Es erklärt sich alles im Programm.

Spielt der bekiffte Antiheld Dave, den Sie im ORF bei der „Tagespress­e“-Show und dem „Die Nacht“Format verkörpert haben, in Ihrem neuen Programm eine Rolle?

Nein, der Dave kommt im neuen Programm nicht vor.

Sie setzen auf der Bühne auf viel Musik. Wie schaut es mit einem eigenen Album aus?

Es gibt einige Pläne zu Projekten mit Rappern und Hip-Hop-Crews. Ich habe auch immer schon Texte geschriebe­n, würde auch gerne in naher Zukunft ein Album produziere­n, denn das ist ein Jugendtrau­m von mir. Aber wenn, dann wird es ein satirische­s Album. Die Ernsthafti­gkeit im Rap ist mir nämlich manchmal zu steil.

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Beats und Pointen: David Scheid hat ein neues Kabarett-Programm

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